Keine nackten Hintern: Apple hält an Verbot von Büchern fest

Im Streit mit dem dänischen Schriftsteller Peter Øvig Knudsen zeigt sich Apple uneinsichtig: Die "Hippie"-Bücher des Autors dürfen weiterhin nicht verkauft werden

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Der Computergigant Apple, laut der "Financial Times" das wertvollste Unternehmen der Welt legt weiterhin eine Doppelmoral an den Tag: Während die iPhones, iPads und iPods im Werk der chinesischen Firma Foxconn gefertigt werden – mit 16-Stunden-Tagen, giftgetränkten Arbeitshallen und Kinderarbeit - und während der Konzern fadenscheinig Millionen Euro Steuergelder umschifft, will er weiterhin unliebsame Bücher aus seinem Sortiment nehmen.

In seiner vielverkauften Autobiographie bezeichnete sich Steve Jobs gerne als modernen Hippie. Sein Konzern aber kann mit der Hippie-Kultur nicht viel anfangen: Wie die dänische Tageszeitung "Politiken" berichtet, will Apple die Bücher "Hippie I" und "Hippie II" des dänischen Schriftstellers Peter Øvig Knudsen weiterhin nicht zum Verkauf anbieten. In den beiden Büchern berichtet Øvig von der Geschichte der Hippie-Bewegung in Dänemark. Soweit kein Problem – wären da nicht einige Fotos, auf den nackte Hippies aus den 1960er Jahren zu sehen sind.

Zuerst verlangte Apple von Øvig, dass er die unverhüllten Hintern und Geschlechtsorgane mit schwarzen Balken zensieren solle. Da der iBook-Store in Dänemark einen Marktanteil von über 50 Prozent hat, kam Øvig der Bitte nach, um weiterhin seine Bücher verkaufen zu können. Allerdings zensierte er die Fotos – die er auch auf seiner flickr-Seite veröffentlicht hat – nicht mit schwarzen Balken, sondern mit roten Äpfeln. Apple fühlte sich durch die Anspielung auf sein Logo wohl dermaßen veräppelt, dass der Konzern die Bücher nun kurzerhand aus seinem Sortiment schmiss. Wohlgemerkt: Wegen harmloser Fotos, die wir überall auf Werbeplakaten und im Vorabendprogramm sehen.

Alle Anfragen, Bitten und Erklärungen, die Øvig an den Konzern richtete, blieben erfolglos, weshalb sich der Autor in einem Leitartikel an den dänischen Kulturminister Uffe Elbæk wandte. Dieser ergriff im November 2012 prompt das Wort und teilte dem US-Konzern mit: "Wir sind eine Region, in der vielleicht eine andere Einstellung zur Meinungsfreiheit, zu ethischen Fragen und dem Verhältnis der Geschlechter herrscht. Deshalb ist die Debatte solcher Zensur von grundsätzlicher Bedeutung."

Nach langen Wochen des Schweigens kamen nun der EU-Kulturausschuss und Vertreter von Apple zusammen, um über den Sachverhalt zu diskutieren. Das Ergebnis: Die nackten Menschen in Øvigs "Hippie"-Büchern stuft der Konzern weiterhin als "rein pornografisch", wie der dänische EU-Abgeordnete Morten Løkkegaard, der mit Apple verhandelt hatte, enttäuscht berichtet – Apple argumentierte auch damit, dass das Buch ja auch in die Hände von Kindern gelangen könnte. Ein Verkauf über den iBook-Store sei also kategorisch ausgeschlossen.

Øvig findet das Verhalten des Apple-Konzerns "absurd" und ist verärgert über den "extremen amerikanischen Puritanismus". Ein zwiespältiger Puritanismus, der sich Steueroasen schafft und sich Arbeitssklaven hält, aber bei jedem Popo-Blitzer scheinmoralisch hyperventiliert.