Lieber keine Neuwahlen

Nach einer aktuellen Umfrage wollen vor allem SPD-Anhänger keine Neuwahlen, unter allen Befragten herrscht Unschlüssigkeit

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Es bleibt spannend, ob die SPD-Mitglieder den Koalitionsvertrag absegnen und damit der Großen Koalition die Tür öffnen. In der SPD-Führung geht man von einer satten Mehrheit der Befürworter aus, aber das muss nicht stimmen, sondern könnte nur Hoffnung und Stimmungsmache sein.

Nach einer aktuellen Ipsos-Umfrage könnte die Stimmung aber pro Koalitionsvertrag sein. 60 Prozent der befragten SPD-Mitglieder wollen nämlich keine Neuwahlen (36 Prozent würden sie begrüßen), was vermutlich die Folge einer Ablehnung wäre. Man fürchtet wohl, einen weiteren Absturz in der Wählergunst. Allerdings lehnen auch 50 Prozent der Unionswähler Neuwahlen ab, obgleich dann die berechtigte Hoffnung auf eine absolute Mehrheit bestünde. Immerhin 38 Prozent fänden das aber gut. Könnte aber auch gut sein, dass die Große Koalition mit den vereinbarten Zielen eben vielen lieber ist, als eine rein schwarze Regierung (die dann für alles verantwortlich wäre und nichts mehr an den Koalitionspartner delegieren könnte) oder eine Koalition mit den Grünen oder der AfD. Unter allen Befragten herrscht eher Unschlüssigkeit: 43 Prozent würden Neuwahlen wünschen, wenn die SPD den Koalitionsvertrag ablehnt, 41 Prozent fänden das nicht gut.

Die AfD käme bei der Sonntagsfrage auf 5 Prozent, während die FDP einen Punkt verliert und mit jetzt 3 Prozent abgeschrieben bleibt. Die Piraten können sich auch nicht verbessern und bleiben marginal. Die Union verharrt bei 42 Prozent, die SPD gewinnt einen Punkt und steht bei 26 Prozent, auch die Linke erzielt mit 10 Prozent einen Punkt mehr, die Grünen bleiben bei 9 Prozent. Alles also praktisch unverändert seit der Bundestagswahl. Erst eine Absage der Basis würde wohl Leben in die verhärteten Fronten bringen.

Im Prinzip scheinen Unions- und SPD-Anhänger den Koalitionsvertrag als einigermaßen ausgewogen zu sehen und keinen richtigen Sieger oder Verlierer auszumachen. Allerdings sagen 24 Prozent der Unionsanhänger und 21 Prozent der SPD-Anhänger, dass ihre Partei sich durchgesetzt habe, nur jeweils 15 Prozent der SPD- und Unionsanhänger glauben, die Union habe sich stärker durchgesetzt. Unter alles Befragten sagen 35 Prozent salomonisch, alle drei Parteien seien gleichmaßen zum Zug gekommen, jeweils 20 Prozent sehen die CDU oder die SPD als Gewinner, 8 Prozent die CSU.