Mitklicken mit Simulationen

Neben der Spur

Wenn Simulationen weltweit in Echtzeit die Oberfläche des Globus zeigen, dann erreichen auch Umweltkatastrophen eine neue...Qualität.

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Im Moment wäre es nicht lustig, den Golf von Mexiko wegen erhöhten Aufkommens von Ölsardinen abzusuchen. Das lecke Bohrloch, aus dem unaufhaltsam und stündlich tonnenweise Öl fliesst, hat sich längst zur grössten Meereskatastrophe seit Menschengedenken ausgebildet. Traurig.

Was aber die Euphoriker von Sea Seek nicht daran hindert, nun virtuell am Ort des Geschehens aufzukreuzen. Denn dort so berichtet man, seien nun auffällig viele Schiffe zu sehen, was den Unterhaltungswert einer solchen Simulation natürlich enorm erhöht.

Die virtuellen Gaffer kommen so auf ihre Kosten wie sonst nur Unfalljunkies, die verlangsamt auf der Gegenspur sich den Anblick von Opfern reinziehen. Das ist allesmal interessanter als noch existierende Fauna zu finden. Klar. Gerechterweise muss man aber sagen, dass die Neugierigen - oder Schaulustigen - natürlich virtuell nicht ins Gewicht fallen. Sie stören nicht, wenn Helfer in einer haptisch erfahrbaren Welt versuchen, irgendwie das Schlimmste zu vermeiden.

Nicht auszudenken, wenn ein Realtime Mash-up im Irak Krieg angezogen hätte. Nichts klickt sich ja bekanntlich spannender als ein Massensterben von wehrlosen Soldaten, wenn die eigenen vorrücken. Die so eingebundenen Kriegslustigen hätten sicher der heimischen Armee die Mauszeiger gedrückt. Und mitgewonnen. So gesehen ist der Öko-Tourismus vor der Küste von Louisiana ein Kinderklicken.