Monchichi-Jesus zieht Touristen an

Fans fordern eine Erhaltung des misslungenen Restaurierungsversuchs

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Letzte Woche ging die Meldung um die Welt, dass die Rentnerin Cecilia Giménez im spanischen Borja ein Jesus-Wandgemälde ausgesprochen misslungen restauriert hatte. Zur Nachricht wurde das Ereignis durch zwei Fotos, die den Zustand des Freskos vorher und nachher zeigen: Das Bild, mit dem die gläubige Katholikin den Schmerzensheiland mit Dornenkrone übermalt hatte, glich nämlich mehr einem Monchichi mit Down-Syndrom als der gewohnten Darstellung der Figur aus der christlichen Mythologie.

Giménez meinte dazu, sie wolle mit ihrer Restaurierung keineswegs provozieren, sondern male, seit sie vier Jahre alt ist, und habe schon viele ihrer Bilder ausgestellt und verkauft. Dazu, wer von dem Vorhaben der Frau und der Entwicklung ihrer Restaurierung wusste, gibt es unterschiedliche Angaben: Der Pfarrgemeinderat behauptet, dass die Frau ohne Erlaubnis gehandelt habe, die Rentnerin dagegen meint, sie habe schon vorher Restaurierungsarbeiten in der Kirche durchgeführt und den Pfarrer sehr wohl informiert.

Stadtratsvertreter aus Borja hatten letzte Woche angekündigt, das 1910 entstandene Werk des Malers Elías García Martínez wiederherstellen zu lassen und dafür ein Fachgutachten in Auftrag gegeben. Doch der Monchichi-Christus inspirierte nicht nur eine ganze Reihe von Parodien wie den restaurierten Jesus-Toast, sondern führte auch dazu, dass die aragonische Ortschaft von Touristen überschwemmt wird, die sich das neue naive Kunstwerk ansehen wollen.

Die Facebook-Gruppe Señoras que restauran Cristos de Borja hat mittlerweile über 35.000 Fans, von denen sich viele für einen Erhalt der misslungenen Restaurierung aussprechen. Sie halten das inzwischen weltberühmte Art-Brut-Gemälde, das (zumindest vorerst) als Touristenmagnet wirkt, für wertvoller als die Ecce-Homo-Standarddarstellung, die der Zeitung El País zufolge (anders als in manchen deutschen Medien dargestellt) ohne große kunstgeschichtliche Bedeutung und von lediglich "sentimentalem Wert" ist. Allerdings ist Giménez selbst der Meinung, dass ihr restauriertes Bild noch gar nicht fertig sei, und forderte in einem Fernsehinterview öffentlich die Erlaubnis, daran weiterzumalen.