Münchner Fahrscheinkontrolle: Bei leerem Akku droht Bußgeld

Neues Handy-Ticket hat Tücken

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Kunden des Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hatten 2013 häufig wenig Freude an den Angeboten des Unternehmens: Busse, deren Fahrplan durch Stop-and-Go-Verkehr zur Makulatur wurde, extrem überfüllte U-Bahnen, die keine Fahrgäste mehr hereinließen, verstopfte Zwischengeschosse, in denen ein Umsteigen nicht mehr möglich war, sowie zahlreiche Ausfälle, Verspätungen und Langsamfahrstrecken. Trotzdem erhöht das Unternehmen jedes Jahr kräftig seine Preise. An Investitionen präsentierte man dafür letztes Jahr keinen zweiten S-Bahn-Tunnel oder einen S-Bahn-Ring, sondern die App MVG Fahrinfo München, mit der sich seit dem 15. Dezember digitale Fahrkarten mit dem Smartphone kaufen lassen.

Dazu muss ein Kunde die Software via iTunes oder bei Google Play auf sein Apple- oder Android-Gerät laden und sich mit seinen persönlichen Daten registrieren. Dann kann er das gewünschte Ticket in mehreren Schritten kaufen und es per SEPA-Lastschrift oder Kreditkarte bezahlen. Die Fahrkarte erscheint danach auf dem Display seines Handys und ist mit einem Barcode versehen, der bei einer Fahrkartenkontrolle nicht online überprüft, sondern vom Kontrolleur eingescannt wird. Verweigert das Smartphone dann gerade seinen Dienst (weil beispielsweise der Akku leer ist), dann muss der (mit seinen persönlichen Daten registrierte) Fahrgast laut Kundenzeitschrift M-Direkt Extra selbst dann noch fünf Euro Bußgeld zahlen, wenn er später nachweist, dass er vorher eine Fahrkarte gekauft hatte.

Wer dem Akku seines Handys nicht vertraut, der kann sich statt mit der App am MVG Kundenportal registrieren und dort seine Fahrkarte ausdrucken. Der Vorteil gegenüber dem Kauf einer Fahrkarte am Automaten (für die man keine persönlichen Daten hergeben muss) scheint hier allerdings begrenzt.

In der App steckt angeblich "viel Arbeit", weil die MVG kein "Standardprodukt" eingekauft hat, sondern ein eigenes System entwickelte. Das soll zukünftig mit Car-Sharing-Diensten und einer Restaurantauswahl verknüpft werden. Mit der Web-App, die sich nicht nur für Apple und Android, sondern für alle Smartphones eignet, lassen sich keine Handy-Tickets kaufen. Sie zeigt neben dem Fahrplan auch aktuelle Abfahrtszeiten, Fahrplanänderungen und Störungen an. Der Dienst MVG Zoom informiert Behinderte und Mütter zusätzlich über den "Betriebszustand" aller 175 Aufzüge im U-Bahn-Netz.