Mythos Managerkreativität

Was "Führungskräfte" und "Superstars" gemeinsam haben

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Eine Studie der Hamburger Betriebswirtschaftsprofessorin Sonja Bischoff zufolge glaubt ein Drittel aller Männer, dass das äußere Erscheinungsbild für die Karriereentwicklung von entscheidender Bedeutung sei. So weit so uninteressant. Ein klein wenig bemerkenswerter ist schon, dass dieser Wert bei Frauen um einen Prozentpunkt niedriger liegt. Doch das mit Abstand interessanteste Ergebnis der Studie ist, dass er auf 46 Prozent ansteigt, wenn nur Managern mit einem Jahresgehalt von mehr als 100.000 Euro gefragt werden.

Drückt sich vielleicht die überschäumende Kreativität der Manager auch im äußeren Erscheinungsbild aus, und lässt ein avantgardistisches Äußeres die Kollegen auf eine entsprechende Schöpferkraft in anderen Bereichen schließen? Die Soziologin Sandra Siebenhüter, die an der Universität Eichstätt über das Rollenverständnis von Führungskräften promovierte, kam eher zum gegenteiligen Ergebnis: Durch eine "Normierungsmaschine" aus standardisierten Auswahl- und Aufstiegsverfahren, bei deren Beschreibung man sich an Fernsehshows wie "Deutschland sucht den Superstar" erinnert fühlt, werden solche Abweichler ("High Potentials") entweder dazu gebracht, sich anzupassen – oder sie werden auf dem Weg nach Oben ausgesiebt. Was schließlich an der "Spitze" übrig bleibt, sind Personen, die nicht nur ähnlich angezogen sind, sondern auch ähnliche "Ideen" haben. Dieses Jahr tragen sie rosa Krawatten.