Nationalspieler Özil im Fadenkreuz spanischer Finanzbehörden
Nach der Verurteilung von Leo Messi soll nun vor allem gegen aktuelle und ehemalige Stars von Real Madrid wegen Steuerhinterziehung ermittelt werden
Seit Tagen entwickelt sich um den spanischen Fußballclub Real Madrid zusehends ein massiver Steuerskandal, der nun auch die Bundesrepublik erreicht. Denn auch der deutsche Nationalspieler Mesut Özil, ehemaliger Spieler der "Königlichen", musste laut Medienberichten mehr als zwei Millionen Euro Steuern an die spanischen Finanzbehörden nachzahlen, wofür er angeblich eine Strafe von fast 800.000 Euro zu entrichten hatte.
Die Sache soll "richtig übel" übel sein, heißt es in einem Bericht, den der Spiegel zu Özils "Steuertricks" veröffentlicht. Er ist, wie viele andere Berichte auch, die heute in mehreren Ländern publiziert wurden, Bestandteil der Arbeit eines internationalen Recherchenetzwerks. Dem Spiegel-Bericht zufolge soll Özil, der nun für den britischen FC Arsenal spielt, zwar die Forderung beglichen haben, aber er hat demnach auch Widerspruch eingeleitet.
Ronaldo und Messi
Diese Informationen und andere stammen aus Daten, die "Football Leaks" dem Netzwerk zur Verfügung gestellt haben soll. Sie sorgen schon seit Tagen in Spanien für Aufruhr. Zunächst war am Donnerstag El Confidential vorgeprescht und hatte darüber geschrieben, dass der Real-Star Cristiano Ronaldo Einnahmen aus Bildrechten von Firmen wie Nike, Unilever, Kentucky Fried Chicken (KFC), Konami, Toyota und anderer multinationaler Unternehmen über Irland leite, um Steuern zu sparen.
Dann unterliegen sie nicht, wie Ronaldos Gehalt, dem spanischen Spitzensteuersatz, sondern in diesem Fall der irischen Körperschaftssteuer und das sind schmale 12,5%. Im Fall von Ronaldo hätte er im spanischen Madrid dafür 43% bezahlen müssen. El Confidential war schon an der Veröffentlichung der Panama Papers im Frühjahr mitbeteiligt. Dort war unter anderem auch aufgeflogen, dass der Ausnahmefußballer des FC Barcelona, Leo Messi, ebenfalls in Steuerparadiesen aktiv war.
Doch wie beim gestrigen Spitzenspiel in Barcelona, als Madrid in letzter Minute zum 1:1 ausglich, scheint auch deren portugiesischer Superstar Ronaldo zum argentinischen Starspieler der Katalanen in Steuerfragen aufzuschließen. Für Ronaldo könnte es nun sogar noch ernster werden als für Messi, denn nach Angaben von El Mundo, die zu dem neuen Netzwerk mit dem Spiegel gehört, soll Ronaldo mehr als 150 Millionen Euro aus Vermarktungsrechten in Briefkastenfirmen vor den Steuerbehörden verborgen haben. Das hatte er auch allerdings in deutlich geringerem Umfang schon getan.
Der Weltklassespieler räumte das ein und leistete eine Steuernachzahlung in Höhe von fünf Millionen Euro, um einer Haftstrafe zu entgehen. Tatsächlich wurden er und sein Vater schließlich im Sommer nur zu einer Strafe von 21 Monaten und einer zusätzlichen Geldstrafe von jeweils 3,7 Millionen Euro verurteilt. Bei Strafen unter zwei Jahren werden sie normalerweise zur Bewährung ausgesetzt.
Die Dienste von Jorge Mendes
Im Fall Ronaldo geht es demnach - anders als im Fall Özil - nicht nur um die Frage, wie Honorare an Berater bei Mannschaftswechseln steuerlich zu bewerten sind. Die Steuerbehörden sehen sie als Einkommensvorteil, da nicht Spieler wie Özil bezahlt haben, sondern die jeweiligen Clubs. Ronaldo und sein Agent Jorge Mendes behaupten derweil über eine am späten Samstag veröffentlichte Erklärung, man habe keinerlei Steuerschulden in Spanien.
Doch nach Angaben von El Mundo handele es sich um ein "sehr ernsthaftes Problem" für die Kunden von Mendes. Die Zeitung zitiert aus einer Email. Demnach habe die Anwaltskanzlei Senn Ferrero nach Beginn der Ermittlungen ihrem Kunden geschrieben, der habe alle Gründe dafür "kalte Füße" zu bekommen.
Man sei einst den Ratschlägen der Anwälte nicht gefolgt "und nun bleibt abzuwarten, wie das ausgeht". Betroffen seien auch weitere Fußball-Stars in Spanien, die die Dienste von Mendes in Anspruch genommen hätten.
The Special One, José Mourinho
Wieder anders gelagert soll der Fall des ehemaligen Trainers von Real Madrid, José Mourinho, sein. Der Portugiese, der nun Manchester United trainiert, soll nicht nur Gelder über Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen verschleiert, sondern seine Steuerlast in seiner Zeit in Spanien über fiktive Ausgaben um eine Million Euro gesenkt haben. Die schon erwähnte Anwaltskanzlei habe in Emails eingestanden, dass diese Ausgaben inexistent seien und das als "exzellente Nachrichten" bezeichnet, zitiert El Mundo aus diesen Schreiben und spricht von "Betrug".
Der Spiegel spricht seinerseits davon, dass der "bestbezahlteste Trainer" nicht nur schmutzige Tricks auf dem Platz anwende. Mourinho habe den Beamten in Madrid weismachen wollen, "dass eine Briefkastenfirma ohne Personal, ohne Geschäftsräume, ohne auch nur einen Bleistift mehr als eine Million Euro Provision für ihren Service verlangt haben soll". Er habe die Firma in der Karibik benutzt, die letztlich einer Stiftung in Neuseeland gehören soll.