Netzaktivisten gegen Nazis

Das Portal Nazi-Leaks will Daten von mutmaßlichen NPD-Unterstützern und Kunden einschlägiger Versandhändler veröffentlichen

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Ein kleiner Nazibengel mit Tätowierungen wird von einer Person mit der Guy-Fawkes-Maske übers Knie gelegt.

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Die Illustration findet sich auf der Website nazi-leaks.net, die seit heute nachmittag nicht mehr zu erreichen ist. Ein kleiner Crash, wird hierzu auf Twitter erklärt. Man arbeite an Mirrors und der Verteilung der Daten. Zu erreichen ist diese und andere Mitteilungen unter @OPBlitzkrieg, gezeichnet werden sie mit "Anonymous Anarchists". Die Aktionen, die unter dem nom de guerre "Anonymous" laufen, stoßen öfter auch bei denen, die mit vielem sympathisieren, was die politischen Netzaktivisten veröffentlichen, auf scharfe Kritik. Der Stratfor-Hack an den Weihnachtstagen ( "Merry Lulzxmas!") wies darüberhinaus auf einen Streit innerhalb der Aktivisten hin.

Wer für die Aktion, die unter dem Namen Anonymous für Schlagzeilen in vielen Medien sorgte, verantwortlich ist, blieb unklar - eine Presseerklärung im Namen von Anonymous bestritt, mit dieser Aktion etwas zu tun zu haben. Die Veröffentlichung von Stratfor-Kundendaten, "75.000 Namen, Adressen, Kreditkartennummern und Passwörter", führte zu zahlreichen ablehnenden Kommentaren in Foren.

Das dürfte bei der aktuellen Anti-Nazi-Aktion, die auch unter dem Anonymous-Banner läuft, anders sein. Zwar sind die Verantwortlichen auch in diesem Fall nur Insidern bekannt. Aber der Beifall für das zeitweilige Lahmlegen mehrerer Websites rechter Organisationen, so z.B. Altermedia, Deutsche Stimme und dem Versandhandel DS-Versand, "Das nationale Warenhaus", dürfte den Aktionisten gewiss sein. Das Hacken rechter Websiten war auch eine Aktivität am Rande des 28. Chaos Communication Congress (28C3) in Berlin. Dass dabei "Angebote der rechten Szene sowie der katholischen Kirche" im Visier standen, wird nicht nur Thomas Bernhard-Lesern ein Grinsen entlocken.

Auf der Enthüllungsplattform Nazi-Leaks sollen sich brisante Informationen aus dem rechtsextremen Umfeld befinden: eine Liste mit mutmaßlichen Spendern der NPD, Kundenlisten von einschlägig bekannten Versandunternehmern wie das oben genannte nationale Versandhaus, der Odin Versand oder Thor Steinar. Darüberhinaus ist laut Medineinformationen eine Autorenliste der rechten Wochenzeitung "Junge Freiheit" einsehbar:

"Weil einige Namen doppelt in verschiedenen Listen auftauchen, lassen sich die Datensätze einiger Personen per Kreuzreferenz stückweise komplettieren. Zudem tauchen teils auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens darin auf. In der Autorenliste der "Junge Freiheit" etwa wird auch ein bekannter Journalist, der als Korrespondent für ARD und ZDF arbeitete, samt persönlicher Daten aufgeführt."