"Obama's Katrina"

Ölkatastrophe am Golf von Mexiko: Der US-Präsident gerät in die Kritik

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Umweltkatastrophen sind für Politiker eine gute Gelegenheit, jene "Mann der Tat"-Stärken volksnah zu demonstrieren, die schöne Fotos und Zitate für spätere Wahlkämpfe liefern. Erinnert sei hier etwa an den früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder, der beim Hochwasser 2002 Krisenmanagement in Gummistiefeln demonstrierte und "die größte Wiederaufbauaktion in der Geschichte der Bundesrepublik" versprach.

Dass es aber auch umgekehrt sein kann und die Katastrophe gravierende Managementfehler bzw. gar die Ignoranz der politischen Führung gnadenlos aufdeckt, erfuhr US-Präsident Bush 2005. Sein Pfusch bei der Hurrikan- Katrina-Katastrophe blieb jahrelang Thema politischer Auseinandersetzungen.

Nun macht Präsident Obama bei der Ölpest im Golf von Mexiko keine gute Figur und Kritiker auf Seiten der Republikaner nützen dies weidlich aus. Schon ist von "Obama's Katrina" die Rede. Er habe die Dimension der Katastrophe zu spät erkannt, zu spät reagiert und sich gegenüber der Lobby der Ölfirmen zu nachgiebig gezeigt. Vorgeworfen wird ihm nicht nur, dass er es versäumt hat, den Ölfirmen schärfere Sicherheitsbestimmungen vorzuschreiben, sondern auch der Deal Ende März. Obamas Vorschlag, Teile der amerikanischen Küste zum ersten Mal für Ölbohrungen freizugeben], wurde von vielen Medien als Entgegenkommen an Republikaner interpretiert, die Forderungen von Big Oil unterstützen (im Gegenzug soll sich Obama Entgegenkommen bei Gesetzesvorhaben im Umwelt- und Energiebereich eingehandelt haben).

Wie die New York Times heute berichtet, hat sich die Regierung offensichtlich zu sehr auf das Krisenmanagement von BP verlassen.

"The federal government also had opportunities to move more quickly, but did not do so while it waited for a resolution to the spreading spill from BP."

Offensichtlich hat man den ausschließlich verharmlosenden Signalen des Ölkonzerns von Anfang an zu großen Glauben geschenkt. So soll BP zunächst behauptet haben, dass solch ein Unfall bei der Bohrinsel Deep Horozon mit "allerhöchster Wahrscheinlichkeit" nicht passieren könne und dass man darüberhinaus auf das Schlimmste vorbereitet sei:

"Officials from BP and the federal government have repeatedly said they had prepared for the worst, even though a plan filed last year with the government said it was highly unlikely that a spill or leak would ever result from the Deep Horizon rig."

Als dann das Unwahrscheinliche passierte, leugnete man in schönem Einklang mit Regierungsvertretern, dass die Sicherheitsmaßnahmen nicht so funktionierten wie versprochen und dass Öl aus der Quelle austreten würde. Später deklarierte man, dass das ausströmende Öl Richtung Küste gelangen könnte:

"BP officials, even after the oil leak was confirmed by using remote-controlled robots, expressed confidence that the leak was slow enough, and steps taken out in the Gulf of Mexico aggressive enough, that the oil would never reach the coast."

Jetzt haben Ausläufer der riesigen Öllache die Küste erreicht und der Zustrom von Öl aus den Lecks im Förderrohr soll nach neuen Schätzungen der Regierungsbehörde NOAA sogar noch größer sein als 5 000 Barrel täglich.

Obwohl alles eingesetzt wird, scheint der Kampf der Technik gegen die Katastrophe nicht gut auszugehen:

"We have never tried so many different methods for a large spill on the surface as we have during this, and I have been doing oil spill response for 30 years, Admiral Allen said."

Morgen soll Obama an die Golfküste reisen, er wolle sich selbst ein Bild von der Situation machen, heißt es. Man darf gespannt sein, was ihm dazu einfällt.