Plutonium: Ab in den Kanal!

Französische und britische Unternehmen treiben riskante Geschäfte mit Plutonium

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Niemand wolle etwas sagen über das Schiff "L'Atlantic Osprey", das heute um 2 Uhr morgens in der französischen Hafenstadt Cherbourg angekommen sei, beklagt sich ein Kommentar der franzöischen Zeitung Le Monde. Weder der Nuklearkonzern Areva noch das französische Ministerium für Ökologie, noch die Behörde, die für die nukleare Sicherheit des Nachbarlandes zuständig ist, wollte den Journalisten der Monde Auskunft über ein Geschäft geben, in dessen Mittelpunkt der (mehr oder weniger) geheime Transport von mutmaßlich 360 Kilogramm "englischen Plutoniums" steht.

Die Organisationen Greenpeace und Core haben schon vor Wochen ans Licht gebracht, was die beteiligten Unternehmen Sellafield Limited und Areva lieber verschwiegen hätten: Ein Abkommen, wonach eine größere Menge hochgiftiges Plutonium von der englischen Nuklearanlage Sellafield in mehreren Transporten nach Frankreich verschifft werden soll, um es später in Cadarache in Mischoxid (Mox) umzuwandeln (zwar gebe es auch in Sellafield eine entsprechende Anlage, sie habe aber nie richtig funktioniert, währendessen man auch jenseits des Atlantiks von der Funktionstüchtigkeit der Anlage in Cadarache weiß) . Laut Le Monde sollen insgesamt über 1,3 Tonnen Plutonium diesen Weg gehen.

Indessen warnen Umweltschützer und Nuklear-Experten vor den Gefahren dieser Transporte. So zitierte der Independent Anfang März einen der führenden Atomexperten Großbritanniens, wonach das transportierte Plutonium, das schlimmste Material für den Seeweg sei:

"It is the most dangerous and worst possible material that you could ship, and everyone knows that."

Obendrein ist die L'Atlantic Osprey ein Fährschiff, das nicht die geeigneten Sicherheitsmaßnahmen für solche Transporte erfülle, angefangen von der Rumpfwand bis hin zu Schutzmaßnahmen gegen etwaige Überfälle. Immerhin, so behauptet Dr. Frank Barnaby, laut Independent "einer der führenden Experten Großbritanniens für Nuklearterrorismus", dass eine nicht einmal überdurchschnittlich gut ausgestattete Gruppe von Terroristen kein Problem damit hätte, aus diesem Material eine schmutzige Bombe zu basteln.

"This is madness, totally irresponsible."

Der Kommentar der Le Monde schließt etwas subtiler mit der Überlegung, dass das Interesse der Öffentlichkeit nicht unbedingt mit dem der Unternehmen übereinstimmt.