Private Rentenversicherer sind nicht auf höhere Lebenserwartung eingestellt

Britische Finanzmathematiker warnen vor Problemen

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Der medizinische und technische Fortschritt führt tendenziell zu einer höheren Lebenserwartung. Kevin Dowd, Professor für Finanzrisikoverwaltung an der University of Nottingham, der Wirtschaftswissenschaftler David Blake von der Cass Business School in London und der Finanzmathematiker Andrew Cairns von der Heriot-Watt University in Edinburgh glauben herausgefunden zu haben, dass Männer, die im Jahr 2050 das 65. Lebensjahr vollenden, damit rechnen können, über 90 Jahre alt zu werden. Diese Entwicklung errechneten die Wissenschaftler anhand der Sterbedaten von Engländern und Walisern aus dem Zeitraum zwischen 1962 und 2002. Nach Angaben der Wissenschaftler gibt es keine gewichtigen Anhaltspunkte dafür, dass der Trend bei Frauen oder in "vergleichbaren" Ländern anders verlaufen sollte.

Gleichzeitig schlugen die Wissenschaftler mit der Meldung Alarm, dass sich weder Regierungen noch private Rentenversicherer oder Pensionsfonds auf diese höhere Lebenserwartung eingestellt hätten, weshalb ihnen schwere Probleme drohten. In vielen Ländern werden solche privaten und kapitalgedeckten Rentenmodelle als "zukunftssichere" Altersvorsorge angepriesen.

Allerdings tragen Berechnungen über derart lange Zeiträume eine – vorsichtig formuliert – erhebliche Fehleranfälligkeit in sich. Unter anderem werden die Effekte, die die Veröffentlichung der Daten mit sich bringt, selten ausreichend berücksichtigt. Betrachtet man die Ergebnisse zusammen mit den politischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, dann müsste auch ein möglicher "selbstregulatorischer" Effekt mit eingerechnet werden: Wenn sich ein Großteil der alten Menschen aufgrund mangelnder Zahlungen durch die Pensionsfonds und Versicherungen keine ausreichende medizinische Versorgung mehr leisten kann, dann sinkt die Lebenserwartung möglicherweise, was wiederum die Zahlungsprobleme der Versicherungen lindern würde.