SPD.de und sigmar-gabriel.de Tango Down

DDoS-Angriff auf SPD und Vizekanzler

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Die Website der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands sowie die des Vizekanzlers Sigmar Gabriel sind derzeit nicht erreichbar. Die Ursache ist unklar. Eine Spur führt zu den für DDoS-Attacken berüchtigten Hacktivisten des Kollektivs Anonymous. Auf Twitter meldete sich bereits am 17.01.2015 Uhr ein deutschsprachiger Account @TehR34X eines gewissen † Ⓡ➌➍ℵ † , dessen Startseite der Anonymous-typische Slogan 4 Teh LuLz ziert und verkündete:

"Aus Protest gegen die VDS ist die Website der SPD + Sigmar Gabriel's Nicht zu errechen schon seit 8 Std."

Der bislang offenbar einzige Kommentator auf Twitter wiederholte seine Meldung seither täglich, wobei er Twitter-Accounts von Medienhäusern in die Mentions nahm. Inzwischen funktioniert sigmar-gabriel.de wieder, jedoch mit großer Verzögerung und Zeichensalat, während SPD.de bislang noch immer offline ist.

DDoS-Attacken waren das Instrument, das Anonymous vor Jahren gegen seine Gegner einsetzte. Die Hacktivisten betrachteten dieses Vorgehen als zivilen Ungehorsam, mit dem sie ihrem Protest Gehör verschafften. Diese Form der Selbstjustiz wird allerdings auch im eigenen Lager kritisch gesehen, da die Störung von Informationsaustausch dem Geist eines freien Internets widerspricht ist und jedermann Botnets mieten und andere durch Abschießen von Websites nötigen könnte, ohne, dass das politische Ziel notwendig ehrenwert sein müsste.

Erstaunlich ist allerdings, dass es den Genossen anscheinend bislang nicht gelungen ist, die Websites zu reparieren oder zu "härten". DDoS-Angriffe können inzwischen effizient durch Firewalls und andere Strategien abgewehrt werden. Im Fall von Sigmar Gabriel, dessen netzpolitische Kompetenz kontrovers beurteilt wird, dürfte man allerdings überrascht sein, wenn er den Ausfall überhaupt bemerkt hätte.

Angriffe dieser Art dürften den dieser Tage vor allem in der Union laut gewordenen Ruf nach einem überwachten Netz allerdings eher stützen, obwohl sich der Twitter-Account gegen einen solchen ausspricht. Auch die Auswahl des Angriffsziels SPD überzeugt nicht durchgehend: So hat sich Bundesjustizminister Maaß gegen die Vorratsdatenspeicherung geäußert. Es ist anzunehmen, dass ihn Sachargumente eher überzeugt haben als digitaler Vandalismus.

Update: Auch ein Blogposting kommentierte den Angriff.