Schluss mit dem "Stink-Eye" für den Hausmann?

USA: Die Zahl der Brotverdiener-Mütter steigt

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Auch in den USA ist der Hausmann, der Vater, der zuhause bleibt, die Ausnahme (vgl. Deutschland: Elterngeld: Die Festigkeit traditioneller Verhältnisse) und wird misstrauisch beäugt. Ihr Mann bekomme "the stink-eye" auf dem Spielplatz, bezeugt eine amerikanische Physikprofessorin, die dies als Sexismus gegenüber ihrem Mann wertet.

Um den mit verächtlichen Blicken fixierten raren Stay-at-home-Dad verändern sich allerdings die Verhältnisse, wie das bekannte US-Umfrageinstitut Pew darlegt. Der Mann, der die Einkaufstüten vor dem Briefkasten abstellt, mit dem Kind in einem Arm, während die Hand des anderen die Kinderkrippenanmeldung aus dem Postkasten fingert, hat eine Frau, von derem Konto die Supermarkteinkäufe bezahlt werden, ist Mitglied einer großen Bewegung. Darauf läuft einer der social trends hinaus, die Pew in einer kürzlichen Telefonumfrage und der Einbeziehung von Daten des U.S. Census Bureau aus mehreren Jahren ermittelt hat.

In der Zeit der Schwarzweiß-Nachrichten-Bilder, 1961, waren es gerade mal 11 Prozent der Mütter, die die einzigen Verdiener in der Familie waren bzw. das meiste Geld heimtrugen. Heute sind es 40,4 Prozent - Tendenz steigend. Der Anteil der erwerbstätigen Frauen auf dem Arbeitsmarkt wächst, mittlerweile liegt er bei 47 Prozent, aslo beinahe die Hälfte. Dazu kommt, dass eine wachsende Zahl von verheirateten Müttern erwerbstätig ist. In Zahlen: 1968 lag ihr Anteil bei 37 Prozent, 2011 bereits bei 65 Prozent.

Allerdings stellen die alleinerziehenden Mütter den großen Anteil der sogenannten "Breadwinner-Moms". Bei den oben geschilderten 40 Prozent Familienhauptversorgerinnen sind fast zwei Drittel (63%) single mothers und 37 Prozent verheiratete Mütter, die mehr verdienen als ihre Gatten (das ist in einer von vier Ehen der Fall, so Pew).

Hier zeigen sich auch Unterschiede in den Schichten. Während die Frauen, die besser verdienen als ihre Männer, meistens aus der weißen bürgerlichen Schicht ("slightly older, disproportionally white and college educated") mit ohnehin schon gutem Einkommen stammen und in ihrem Beruf richtig gut verdienen, sind die alleinerziehenden Mütter mit größerer statistischer Wahrscheinlichkeit "black or Hispanic", haben einen schlechteren Schulabschluss und verdienen weniger.

Bemerkenswert sind die Einschätzungen, die Pew zu den Breadwinner-Moms abgefragt hat. So sind zwar 79 Prozent der Meinung, dass Frauen nicht in ihre traditionellen Rollen zurückkehren sollten. Wenn es allerdings konkreter wird, dann schwindet die Zustimmung für berufstätige Mütter. 51 Prozent sind davon überzeugt, dass es für Kinder besser ist, wenn die Mutter nicht berufstätig ist und zuhause beim Kind bleibt. Gleiches von den Vätern verlangen wollten nur 8 Prozent.