Sex per minute

Neben der Spur

Natürlich will das keiner, aber was, wenn das Sexualleben durch ständige Datenüberwachung kein Geheimnis mehr bleibt?

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Ein Schlingel, wer was Böses dabei vermutet. Die Oral Roberts University verlangt von ihren Erstsemestern jetzt, dass sie sich ein Fitbit-Armband anlegen und so ihre von ihnen erwarteten Fitnessübungen belegen. Aber kürzen wir den Namen der Universität besser ab, wir sehen gleich warum. Die ORU sieht das nämlich so:

“ORU offers one of the most unique educational approaches in the world by focusing on the Whole Person – mind, body and spirit.”

So jedenfalls der ORU-President, William M. Wilson. Und wie man schon anhand des Wortes "Spirit" in diesem Statement vermuten kann, handelt es sich bei der ORU um ein christlich orientiertes College. "Ora et labora" nennen es die Benediktiner, hier soll ganzheitlich der Student, die Studentin auf der Basis des christlichen Glaubens ausgebildet werden. Und fit sollen sie dabei auch bleiben. Deshalb sammeln die Studenten mit den FitBit-Armbändern Fitnesspunkte und lassen sich gerne zur Datenschnittstelle machen.

Allerdings ziehen Wolken am digitalen Datenhimmel der ORU auf, denn nun wurde der Verdacht geäußert, man könne die Daten ja auch noch dann auswerten, wenn Fitness nicht innerhalb des Fitnessraums praktiziert werde. Denn neben dem Herzschlag lassen sich ja auch die GPS-Daten auswerten. Und das sei ja OK, schließlich gäbe es ja Jogger unter den Studenten.

Oder sie ziehen sich zum Poppen auf die Zimmer zurück und hinterlassen dabei Datenprotokolle mit erhöhtem Herzschlag.

Nun gibt es einen sogenannten "Honor Code" am College, der unsittliches – weil voreheliches – Sexualverhalten nicht duldet und in der Konsequenz von den Studenten verlangt, die Universität bei Verstoß zu verlassen.

Sozusagen "Setzen, Sex".

Und auf frischer Tat ertappt zu werden, wäre mit der Hilfe des digitalen Helfers am Armgelenk technisch machbar. Die wenigsten von uns machen ihre Liegestütze ja nachts um eins auf einem Bett im Studentenheim. Natürlich würde man das nicht analysieren, so wiegelt die ORU ab, es haben sich auch noch kein Student, keine Studentin und keine Eltern beschwert. Man sei sich keiner Schuld bewußt.

Interessant ist der Ansatz, vielleicht muss man ihn aber ein wenig modifizieren. Zum Beispiel indem man Studenten dazu bringt, diese Kleidung verpflichtend ab 18:00 Uhr abends zu tragen. Shirts mit "Conductive Paint" machen bei rhythmischer Berührung so einen höllischen Lärm, dass der Sex sich automatisch erübrigt. Sollte man sich nicht der Kleidung entledigen, würde vermutlich so eine Kakophonie aus den Studentenheimen dröhnen, dass sich sexuelle Betätigungen aller Art schnell in Luft auflösen würden. Und die liebe Christenheit hat wieder ihren Frieden.