Silvester - das Fest der Kuffar

Religionseifer in Saudi-Arabien: Strafen für Silvester-Feiern im Land. Auch rote Rosen sind zu Neujahr verboten und das Grüßen von Ungläubigen ist eine Sünde

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Manche Fakten sind uns so selbstverständlich, dass wir nicht mehr wahrnehmen, auf welcher Grundlage sie stehen. Und die kann sein wie dünnes Eis und darunter brodelt es. Zu sehen ist der Wahnsinn darunter zum Beispiel, wenn an den Begriffen Mann und Frau herumoperiert wird. Ein anderes Beispiel ist das Datum, auch wenn es dort weniger schnell zu hochemotionalen Aufregungen kommt. Auch das Datum 01.01.2014 erscheint uns in seiner Selbstverständlichkeit beinahe natürlich.

Leser von Geschichtsbüchern haben sich schon länger daran gewöhnt, dass das verräterische „nach Christi Geburt“ mit Common Era (CE) ersetzt wurde, wobei die Zählung selbst beibehalten wurde. Sie ist internationale Standardnorm - ISO 8601, wonach der morgige Tag im internationalen Datumsformat (JJJJ-MM-TT) mit 2014-01-01 angegeben wird. Der Wechsel zur 4 am Ende von JJJJ und die beiden von Nullern begleiteten 1en lassen uns heute nacht viel Geld in den Himmel jagen, um den Fixsternen laut Konkurrenz zu machen. Unter dem künstlichen Sternenhimmel regiert der normale menschliche Wahnsinn. Wie viele Lieben und Freundschaften sind eigentlich schon aus Eifersucht, Rausch und Verwirrung auf Silvesterpartys geplatzt?

Von alledem will die saudi-arabische Religionspolizei, die Mutawaa, nichts wissen. Ihr Auftrag besteht darin, das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten, was bei Silvesterfeiern ein lächerliches und vergebliches Unterfangen wäre. Damit es erst gar nicht dazu kommt, hat die „Kommission für die Verbreitung der Tugend und die Verhinderung von Laster und Sünde“ jegliche Neujahrsfeiern untersagt - mit Hinweis auf ein entsprechendes religiöses Edikt höchstrangiger saudischer Kleriker.

Die Begründung ist einfach: Zwar halten sich die Business-Elite wie alle, die im Kommunikationsnetz mit den Ländern außerhalb des wahabitischen Steinereichs verbunden sind, an die internationalen Datumsregelungen, aber die Tage werden im Land von Mekka und Medina anders gezählt - nicht seit Christi Geburt und nicht nach dem gregorianischen Kalender, sondern nach Mondjahren. Man schreibt in Riad heute den 28 Safar 1435 AH (Anno Hegirae = nach der Hidschra) und morgen den 29ten und letzten Tag des Monats Safar.

Die englisch-sprachige Ausgabe der Arab News stellt das internationale Standard-Datum vor das islamische. Wie empfindlich man jedoch der Kultur der Kuffar, der Ungläubigen, und vor allem der Nachahmung dieser Kultur im Land der zwei heiligen Stätten gegenübersteht, zeigt dann die Kommentarspalte zum Artikel über die zu erwartenden Strafen der Silvesterfeierer.

Der Artikel selbst verrät entgegen der Ankündigung in der Überschrift nichts Genaues über die "punitive Steps", klärt nur weiter darüber auf, dass auch rote Rosen zum westlichen Jahresübergang nicht verkauft werden dürfen. Dafür zeigen manche Foristen großen Eifer darin, dem ideologischen Gehorsamsirrsinn ein Gesicht zu geben:

"Es ist nicht erlaubt, Ungläubige anlässlich von Weihnachten, Neujahr oder anderen ihrer Feiertage zu grüßen oder ihnen zu gratulieren und es ist auch nicht erlaubt, ihnen zu antworten, wenn sie uns zu diesen Anlässen grüßen, weil dies nicht Feiertage sind, die von unserer Religion vorgeschrieben sind, und das Erwidern ihres Grußes ist nämlich Bestätigung und Zustimmung dieser Feiertage. Der Muslim sollte stolz auf seine Religion und ihre Vorschriften sein und er sollte eifrig darauf bedacht sein, andere von der Religion Allahs zu überzeugen..."