US-Präsident Bush: Bibel "wahrscheinlich nicht" wörtlich wahr

George W. Bush findet die Evolutionstheorie "interessant" und kompatibel mit der Bibel.

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Der noch amtierende US-Präsident Bush hat sich in einem Interview am Montag mit dem Fernsehsender ABC ein wenig von den Positionen der fundamentalistischen Evangelikalen, denen er angehört, distanziert. In seinen Reden hat er gerne einmal die Bedeutung von Gott und einem göttlichen Auftrag für seine Politik hervorgehoben, darin war er sich mit dem ehemaligen britischen Premier Tony Blair einig. Am 16. September 2001 bezeichnete er den von ihm ausgerufenen "Krieg gegen den Terrorismus" folgenschwer als "Kreuzzug" gegen ein neues Böses:

Der Rückzug aus dem christlichen Fundamentalismus erfolgt bei Bush jedoch sehr vorsichtig. Gefragt, ob die Bibel buchstäblich zu verstehen sei, kommt der US-Präsident ins Stottern und sagt, dass sie "wahrscheinlich nicht" buchstäblich wahr sei. Man könne aber dennoch eine Menge aus der Bibel lernen. Das Wichtigste sei, dass Gott seinen Sohn geschickt habe:

"You know. Probably not ... No, I'm not a literalist, but I think you can learn a lot from it, but I do think that the New Testament, for example is ... has got ... You know, the important lesson is "God sent a son."

Der einst mächtigste Mann der Welt, der schon länger zur "lame duck" geworden ist, erläutert, die Fleischwerdung Gottes bedeute, dass "Gott voll der Gnade ist und dass man nichts tun kann, um seine Liebe zu verdienen". Ganz so will er es aber dann doch nicht haben, weil es ja dann schließlich egal sein würde, was man macht. Um Gott näher zu kommen, so Bush weiter, und um seine Wertschätzung für Gottes Liebes auszudrücken, müsse man sein Verhalten ändern.

Weil in den USA, God's own land, die Bibel von vielen wörtlich verstanden und daher die Evolutionstheorie abgelehnt wird, fragt die Interviewerin noch einmal, ob es denn konsistent sei, sie zu schätzen und an die Evolution zu glauben. Bush, der eintrat, den Kreationismus an den Schulen auch zu lehren, war auch bekannt dafür, dass er als "Wiedererweckter" den Kreationisten zuneigt, die mitunter wiederum auch wenig von der Bedrohung durch die von Menschen verursachte Klimaerwärmung halten. Das Argument ist dann oft, dass dann, wenn der allmächtige Gott die Welt und alles in ihr geschaffen hat, der Mensch gar nicht in der Lage sein könne, Gottes Schöpfung zu gefährden. Möglicherweise erklärt sich die Ablehnung von verbindlichen Klimazielen durch Bush nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus diesem religiösen Kontext.

Jetzt beteuert Bush jedenfalls, dass die Bibel und die Evolutionstheorie schon vereinbar seien. Zumindest sei die Evolution ein "interessantes Thema", allerdings glaube er nicht daran, dass sie auch "das ganze Geheimnis des Lebens" erklären könne. Bush scheint mit den Fragen allerdins nicht zurechtzukommen und sagt der Interviewerin, dass sie ihn aus der Bahn bringe: "Ich bin nur ein einfacher Präsident". Er glaube, Gott habe die Welt erschaffen, zudem sei die Erschaffung so geheimnisvoll, dass dafür ein allmächtiges Wesen notwendig gewesen sei. Das sei aber nicht mit dem wissenschaftlichen Beweis inkompatibel, dass es Evolution gibt.