Übliche Verdächtige und heimliche Rebellen

Die Golden Globe-Nominierungen 2010 bestehen aus bekannten Namen und wenig Überraschungen. In diesen zeigen sie aber vor allem Eines: ein Interesse am Kino über Kino.

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Es finden sich die üblichen Verdächtigen, allen voran natürlich James Cameron: Während sein "Avatar" sich mit inzwischen rund 1,2 Milliarden US-Dollar weltweitem Einspiel von Platz zwei langsam an den Rekordhalter "Titanic" - 1,8 Milliarden und ebenfalls von James Cameron - heranpirscht, erzielte diese leicht ethnokitschige Pocahontas-Variante nebenbei auch Nominierungen in vier Golden Globe-Kategorien. Neben James Horners immergleichen Orchestersoundtrack und der Kategorie "Best Song" könnte auch Cameron selbst zwei Mal ans Mikrofon müssen und die Auszeichnungen für den besten Film (Kategorie "Drama") und die beste Regie entgegennehmen.

Größter Konkurrent für die blauen Indianer-Aliens ist wohl "Up in the Air" (Kinostart: 4. Februar), die neue Komödie von Jason Reitman ("Thank You For Smoking" und "Juno") mit der Aussicht auf sechs Preise bei sieben Nominierungen - für die beste weibliche Nebenrolle taucht der Film zwei Mal in der Liste auf. Und auch mit Altmeister Clint Eastwood muss Cameron rechnen: Neben Hauptdarsteller Morgan Freeman und Matt Damon ist auch Eastwood selbst als Regisseur für sein Nelson Mandela-Biopic "Invictus" (Kinostart: 18. Februar) nominiert.

Etwas abseits der ohnehin schon sicheren Academy-Kandidaten überraschen aber die prominenten Nominierungen von "Inglourious Basterds" und "The Hurt Locker": Sie beide beschäftigen sich neben ihrem Plot zu einem beträchtlichen Teil auch damit, wie Hollywood derartige Geschichten inszeniert - und gehen einen radikal anderen Weg. Während "Inglourious Basterds" in seinen stärksten Szenen das Kino als einen Ort bewusster und manipulierbarer Meinungs- und Geschichtsbildung entdeckt, lieferte Kathryn Bigelow mit "The Hurt Locker" ein bemerkenswert wörtliches Verständnis des Bindestrichs im Genre "Anti-Kriegsfilm" und beraubte es damit seiner Affinität zum romantischen Pathos. Ihr Film ist dafür in den Kategorien Drehbuch, Regie und als bester Film nominiert, Tarantinos Beitrag erhielt zusätzlich noch eine Nominierung für Christoph Waltz als bester Nebendarsteller. Neben Michael Haneke, dessen "Das weiße Band" als bester ausländischer Film nominiert ist, ist Waltz der zweite Deutschsprachige mit Chancen auf einen Golden Globe.

Lobende Erwähnung am Rande: Wes Andersons "Fantastic Mr. Fox" (Kinostart: 13. Mai) muss sich gegen die wunderschöne Neil Gaiman-Adaption "Coraline" im Wettstreit um den besten Animationsfilm behaupten. Die TV-Serien "Dexter" und "House M.D." sowie ihre jeweiligen Hauptdarsteller sind in ihren Kategorien ebenfalls nominiert. Die Golden Globes werden am 17. Januar verliehen.