Viel zu trocken und zu warm

Die deutschen Wetterfrösche legen Bilanz für das Frühjahr vor

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Für die Meteorologen geht am Dienstag der Frühling zu Ende, und in diesem Jahr werden da bei den derzeit sehr sommerlichen Temperaturen auch notorische Nörgler wenig dagegen einzuwenden haben. Und wieder einmal war das Frühlingswetter ziemlich rekordverdächtig. Nur 2007 war es im Landesdurchschnitt noch etwas wärmer, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) berichtet.

Bis ins Jahr 1881 reichen die flächendeckenden Aufzeichnungen des DWD zurück. In dieser Zeit ist das zurückliegende meteorologische Frühjahr, also die Monate März bis Mai, das trockenste je gemessene gewesen. Im Landesdurchschnitt fiel weniger als die Hälfte des üblichen Niederschlags.

Entsprechende Probleme haben die Bauern. Die Heuernte konnte zwar früher eingefahren werden, fiel aber erheblich geringer als sonst aus. Allgemein ließ die warme Witterung es früher als sonst sprießen und blühen, aber Wassermangel begrenzte oft das Wachstum: So begann die Erdbeerernte mehr als zwei Wochen früher als üblich. Die Blüte der Sommerlinde, die sonst den Beginn des Hochsommers kennzeichnet, setzte an Oberrhein, Neckar, Main und in Westfalen bereits in der letzten Maidekade ein.

Reichlich Ernte dürften hingegen die Solaranlagenbesitzer eingefahren haben. Seit 1951 wird an den Stationen des DWD die Sonnenscheindauer registriert und in keinem Jahr seit dem zeigte sich unser Zentralgestirn über Deutschland so häufig wie in diesem Frühjahr. 459 Stunden scheint im Landesdurchschnitt von Anfang März bis Ende Mai die Sonne, doch in diesem Jahr waren es 699 Stunden. Am längsten lachte sie mit 802 Stunden den Menschen in Rheinau-Memprechtshofen bei Baden-Baden, am wenigsten in Kiel-Holtenau, wo es es 591 Stunden waren.

Ganz ähnlich fällt auch die Bilanz für den Monat Mai aus. Obwohl er zunächst eher sehr kalt begann, Nachfröste noch verbreitet waren und es in Weinanbaugebieten Frostschäden an den Reben gab, war er mit durchschnittlich 13,9 Grad Celsius insgesamt deutlich wärmer als im langjährigen Mittel (12,2 Grad). Zugleich regnete es erneut zu wenig; nur 57 Prozent des Solls wurden erreicht. Damit war der Mai der vierte Monat in Folge mit einem erheblichen Niederschlagsdefizit. Entsprechend sind die Pegelstände der Flüsse für die Jahreszeit ganz ungewöhnlich niedrig.