Wieder mal Montag

Die Verarsche geht weiter - ein Kommentar

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Na, heute schon vom Pferd getreten? Ich meine, man ist ja derzeit etwas vorsichtig bei Lasagne & Co. Hätte man gar nicht gedacht. Noch vor kurzem hat sich kein Mensch Gedanken über all den Ramsch gemacht, der in Fertiggerichten drinnensteckt. Ist ja auch nicht sooo wichtig. Die armen Discounter, die immer alles für lau anbieten müssen! Und Pech natürlich für die Pferde, von denen spricht ja keiner. Die kann man auch nicht interviewen, leider. Was die wohl sagen würden.

Stattdessen wird dies, so tönt es diesen Montagmorgen aus dem Radio (aus einem ganz normalen Kofferradio, Philips, Baujahr 1978, Sender muss von Hand gesucht werden), eine geistige Woche. Der Sprecher der deutschen Bischofskonferenz als Gast beim Frühstück, auch nicht verkehrt. Ich pelle gerade mein 3-Minuten-Ei. Die Stimme aus dem Philipsradio klingt ausgeschlafen, wo heute doch die Tagung der frommen Mützenträger in Trier startet. Vier Tage lang wollen die sich beraten; eigentlich, fällt mir ein, während ich den Eierlöffel schwinge, ist es auch in Ordnung, wenn die sich beraten, denn was sollte passieren, wenn die plötzlich anfangen, auch andere zu beraten? Nicht auszudenken.

Von den Beratungsfällen, die anstehen, ist einer die Pille danach. Die wollen die Bischöfe selber ja nicht nehmen, auch in Zukunft nicht, aber wie steht’s mit den andern? Hier kommt doch eine Art Beratungskompetenz ins Spiel, denn es ist zu erfahren – der Interviewer vom Sender, also von der Redaktion, macht das sehr geschickt – dass hier ein Modernisierungsansatz der Kirche zu erkennen sein könnte. Könnte. Früher, da habe man ja, und so weiter … Der rührige Interviewer vergisst allerdings vor lauter Modernisierungs-Vorfreude, dass Meisner (das ist der kölsche Oberpriester, der sich in Sachen Pille als erster Schwarzrock überhaupt hat ärztlich aufklären lassen) mit "Pille danach" die Pille meint, die das Einnisten verhindert. Während die übrige Menschheit es modern findet, wenn man auch die befruchtete, eingenistete Eizelle kaputtmachen darf. Was hier ethisch nicht weiter diskutiert werden soll, es geht hier mehr ums Propagandistische. Um die faulen Tricks als solche.

Also, mit anderen Worten, der katholische Meisner, nachdem er sich hat aufklären lassen, meint nur das, was er vorher auch schon meinte, nur – und hier sind wir wieder beim Interview am Montagmorgen – lässt es sich überhaupt gut verkaufen, wenn ein Katholik unerwartet mal was Neues verkündet. Etwas, was er vorher in der Form nicht gesehen hat, oder überhaupt nicht gesehen hat. Im Fall "Pille" das, was da so in biologisch-technischer Hinsicht wirklich passiert, wenn man (besser: Frau) die einnimmt. Und das ist eben das Neue, Aufrüttelnde, dass es jetzt heißt: Katholische Kirche ist für die Pille danach! Wow! Der Bischofsmützenkonferenzsprecher klärt das denn auch nicht weiter auf, was ganz genau damit gemeint ist, mit der katholisch erlaubten Pille danach. Er räkelt sich lieber im Neuanfang, in der Sonne der Wohlfahrt. Die Kirche, es tut sich was! Ein Neuanfang. Alle sind sich einig. Der Mann vom Radio selbst hat offenbar auch nicht weiter drüber nachgedacht, sonst hätte er bestimmt mal nachgehakt, tut er aber nicht. Ist halt Montag.

Ich löffle derweil mein 3-Minuten-Ei restlos aus. Kein Neuanfang. Das Ei schmeckt wie immer. Vermutlich hat den meisten Leuten ja auch ihre Lasagne die letzten Wochen nicht sonderlich anders geschmeckt als sonst, etwa nach zähem altem Gaul. Fast Food, ob nun leiblich der geistig, schmeckt halt sowieso piefig, business as usual. Raffiniert daran ist nur, wie die uns die alten Klamotten immer aufs Neue servieren! Und blöd, wie wir es fressen!

Na, heute schon vom Pferd getreten?