Windkraftbranche brummt

Bundesverband legt Jahresbilanz vor. An Land geht es voran, auf hoher See schleppt sich der Ausbau dahin

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In Berlin haben heute der Bundesverband Windenergie (BWE) und der Verband der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) ihre Jahresbilanz vorgelegt, die sich sehen lassen kann. Demnach wurden im vergangenen Jahr 895 neue Windanlagen mit einer Leistung von 2007 Megawatt errichtet. Das war gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von rund 30 Prozent. Schaut man sich allerdings die Zahlen der vergangenen zehn Jahre an, sieht man seit dem Zubaumaximum von 2002 ein ständiges Auf und Ab. 2011 liegt im oberen Mittelfeld,.

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Jährliche Neuinstallation. Der bisherige Höhepunkt lag 2002, zu einer Zeit, als die Anlagen noch deutlich kleiner waren (Bild: Deutsches Windenergieinstitut)

Dem Zubau steht ein Abbau von 123 MW entgegen, der meist im Rahmen des sogenannten Repowerings ersetzt wurde. Dabei handelte es sich zumeist um kleine Altanlagen, die Anfang der 1990er Jahre gebaut und nun durch moderne Großanlagen ersetzt wurden. Dabei ist, so BWE-Hermann Albers, im Schnitt die Anlagenzahl halbiert und die Leistung verdoppelt worden.

Die Effizienz dieser Anlagen ist sogar noch größer, denn sie können den Wind in größeren Höhen ernten, weil er dort stärker und stetiger weht. Der Wind nimmt in den untersten Schichten der Atmosphäre rasch zu. In Bodennähe, insbesondere in den unteren 50 Metern, der sogenannten Prandtlschicht, verwirbelt er stark. Die sich bildenden Turbulenzen dämpfen die Windgeschwindigkeit. Wie sehr dies jeweils geschieht, hängt von der sogenannten Bodenrauigkeit ab, die über Wäldern und Städten am größten, im flachen, baumarmen Land deutlich geringer und über dem offenen Wasser am geringsten ist.

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2011 hat es einen regelrechten Technologiesprung hin zu größeren Anlagen gegebn (Bild: Deutsches Windenergieinstitut)

Entsprechend sind besonders für Standorte im Binnenland große Turmhöhen der Windkraftanlagen besonders wichtig. Die Energieausbeute ist immerhin zur dritten Potenz der Windgeschwindigkeit proportional, insofern spielt ihre Zunahme mit der Höhe eine besondere Rolle für den Ertrag der Anlagen. Außerdem kann es in 100 oder 150 Meter Höhe durchaus noch nennenswert wehen, während am Boden oder in den Höhe von 30 Metern, in denen die Naben der ersten Anlagen um 1990 lagen, nur ein laues Lüftchen geht.

Insgesamt waren zum Jahresende 29.075 MW Windkraftleistung installiert und zwar fast ausschließlich an Land. Auf See stehen erst bescheidene 215,3 MW, wovon 200,3 ans Netz angeschlossen sind. Neuinstalliert wurden dort 2011 gerade sechs Anlagen mit einer Leistung von 30 MW. Ans Netz gingen 108,3 MW-Offshore-Windanlagen. Das teure Lieblingskind der Bundesregierung kommt also noch immer nicht so recht in Gang.

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Die Lernkurve der Windindustrie ist noch nicht abgeschlossen. Die Rotordurchmesser und damit die Leistung nehmen weiter zu. Auf See sind bis zu 20 Megawatt denkbar (Bild: Deutsches Windenergieinstitut)

An Land brummt es hingegen weiter. Das bescheidene Ziel von 35.000 MW onshore bis 2020, das sich die Bundesrepublik gesteckt hat, ist dem BWE viel zu konservativ. Hermann Albers geht davon aus, dass in den nächsten acht Jahren jährlich 3.000 bis 3.500 gebaut werden könnten. Das würde bis Ende 2020 einen Zubau von 27.000 bis 31.500 MW entsprechen. Da der BWE gleichzeitig erwartet, dass 10.000 MW an Altanlagen vom Netz gehen, würden damit 2020 schon rund 50.000 MW an Windkraft-Leistung erreicht.

Aber es müssten die bürokratischen Hürden für das Repowering fallen, so Hermann Albers. Einen Windpark mit neuen Anlagen zu bestücken sei in der Planung und den Genehmigungsverfahren oft fast so aufwändig wie ein Neuantrag. Auch gäbe es noch unsinnige Beschränkungen für Turmhöhen und Rotordurchmesser. Albers ist aber optimistisch, dass sich auf diesem Gebiet in nächster Zeit in den Bundesländern etwas bewegen könnte.

Ansonsten wird der Binnenmarkt nahezu unverändert mit knapp 60 Prozent vom ostfriesischen Hersteller Enercon dominiert. Vestas hat sich wieder das zweitgrößte Stück vom Kuchen abgeschnitten, das in diesem Jahr noch etwas größer ausgefallen ist. Siemens scheint in Deutschland hingegen kaum noch etwas zu verkaufen. Eventuell ist dem Großkonzern der Markt, an dem Albers eine Renaissance der Bürgerwindparks sieht, zu kleinteilig.

Genaue Weltmarktzahlen gibt es noch nicht, aber es sieht danach aus, dass weltweit wohl etwas über 40.000 MW hinzugekommen sind, wobei rund die Hälfte auf China entfiel. Unklar ist allerdings, wie weit die Volksrepublik ihre Probleme mit den Netzanschlüssen inzwischen im Griff hat, das heißt, wie groß der Anteil der inzwischen wohl über 60.000 MW Windkraftleistung ist, der auch tatsächlich ins Netz eingespeist werden kann. Aber das ist Stoff für einen anderen Blog-Beitrag.