Wir alle sollen Optimisten sein

US-Wissenschaftler sagen, dass Alter und Einkommen dabei kaum eine Rolle spielen - was bezweifelt werden kann.

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Wir kommen nicht als Pessimisten auf die Welt, die erst einmal misstrauisch um sich blicken, ob ihnen das gefällt. Erst einmal sind wir alle Optimisten und gehen davon aus, in die beste aller Welten gekommen zu sein und die Gefahren und Übel schon zu überleben, sagen uns Wissenschaftler, was natürlich erst einmal wenig überraschend ist.

Optimismus sei universal und grenzenlosen bei den Menschen vorhanden. Das wollen die Psychologen der University of Kansas aus einer weltweiten Gallup-Umfrage herausgelesen haben. Wären sie nicht optimistisch, so könnte man sagen, dann wären Selbstmorde, Amokläufe, Aggressivität, Unruhen und Wut an der Tagesordnung. Weil man aber, optimistisch gesinnt, immer etwas zu verlieren hat, hält man still und schaut auf die guten Seiten, auf das, was doch als positives Ergebnis möglich sein könnte. Religionen, die den Gläubigen ein glückliches und ewiges Leben noch nach dem Tode versprechen, verlängern und instrumentalisieren den Optimismus, der dem Leben mitgegeben ist.

Nach den Daten von Gallup World Poll, für die mehr als 150.000 Menschen aus 140 Ländern befragt wurden und die 95 Prozent der Weltbevölkerung darstellen sollen, gehen 89 Prozent davon aus, dass es ihnen die nächsten 5 Jahre gut oder sogar noch besser als jetzt gehen wird. Und 95 Prozent glauben, dass ihr Leben in 5 Jahren so gut wie jetzt oder besser sein wird. Daraus lässt sich vermutlich tatsächlich ableiten, dass "Optimismus ein universelles Phänomen ist", wie Matthew Gallagher, der die Studie auf einer Tagung vorstellte, sagt.

Angeblich habe der Optimismus wenig mit dem Alter und dem Einkommen zu tun. So würden Dänemark, Finnland, Irland (jetzt auch noch?), Neuseeland oder Brasilien ganz oben auf der Optimismus-Skala rangieren. An zehnter Stelle liegen die USASieht man sich eine Verbindung von Lebenszufriedenheit und Einkommen auf der Basis der Gallup-Umfrage an, so fällt schon einmal auf, dass etwa auch Venezuela ganz oben rangiert.

Dass die Nennung des unter Chavez sozialistisch gewordenen und sich von den USA lösenden Landes ausgelassen wurde, dürfte nicht ganz zufällig sein. Hier sind die Menschen zwar meist so arm wie die in Schwarzafrika, Bulgarien oder Georgien, haben aber wahrscheinlich eher Hoffnung, dass es ihnen durch die Reform einmal besser gehen wird. Seltsamerweise sind die Menschen im ehemaligen Ostblock am unzufriedensten, offenbar versprechen sie sich nichts mehr vom Kapitalismus und von der Öffnung in den Westen. Allerdings liegen die Nicht-EU-Länder wie Moldawien, Weißrussland, Ukraine oder Russland mit am unteren Ende der Zufriedenheitsskala, während lateinamerikanische Länder eher hoffnungsvoll zu sein scheinen. Reiche Länder gibt es hingegen nicht bei den unzufriedenen Menschen. In dieser Studie wird das höhere BIP pro Kopf auch mit höherer Zufriedenheit verbunden. Eine Verdoppelung des BIP führt zu einem kontinuierlichen Anstieg der Lebenszufriedenheit.

Auch beim Alter lassen sich Unterschiede feststellen. Ebenfalls kaum verwunderlich sind die jungen Menschen optimistischer, weil sie meinen, ihnen steht die Welt noch offen, mit zunehmenden Alter versiegt die Hoffnung. Das ist in reichen und armen Ländern der Fall.