Wir twittern für das Archiv

Neben der Spur

Die Library of Congress archiviert Twitterstreams. Für die Nachwelt. Vermutlich.

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300.000 mehr jeden Tag. Inzwischen haben sich 105 Millionen Nutzer bei Twitter registriert. Der Planet scheint es zunehmend wichtig zu finden, sich in 140 Zeichen Wahrheiten um die Ohren zu pfeifen. Gut, bis zur Vollbesatzung sind freilich noch sechs Milliarden und mehr Nutzer notwendig. Aber wir schauen zu und zünden dann eine Freudenrakete, wenn es soweit ist. Juli oder August...

Und inzwischen fängt die grösste Bibliothek des Planeten an, die ersten Twitterstreams in das Verzeichnis der aktuellen Publikationen aufzunehmen. Natürlich eben nicht alle. Zum Beispiel den von Präsident Obama während der Wahl 2008, allerdings dann auch alle Einträge, nicht nur den, den man heute sieht.

In einer gewissen Weise ist das schon sinnvoll. Die Briefwechsel, Notizzettel oder Partituren berühmter Persönlichkeiten haben es ja auch ins British Museum geschafft. Und meine Tante Ortrud sagt immer: Die Briefe von ihrem Heinz hat sie auch noch alle. Es entscheidet eben jeder für sich, was ihm wichtig erscheint.

Bei 105 Millionen Nutzern könnte das zum Beispiel sein, welcher Tweet wie oft bei wie vielen zu sehen war. Und wie oft etwas einen Retweet erfuhr. Redundanz sagt in einem digitalen Medium etwas aus. 40.000 Printausgaben der gleichen Meldung mögen die vielleicht nicht nötig sein.

Aber bei der Geschwindigkeit von Bibliotheken wird man auch dafür ein Verfahren finden, bevor die Twitter Datenbanken bereinigt oder gelöscht wurden. Ganz sicher. Juli oder August, das Jahr ist noch nicht bekannt gegeben.