Santorums "Second Coming"

Schadet der Dreifach-Erfolg des Fundamentalkatholiken bei den Vorwahlen in Missouri, Minnesota und Colorado dem Favoriten Mitt Romney oder nutzt er ihm?

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In der christlichen Mythologie gibt es die Vorstellung einer Wiederkehr Christi. Im Englischen heißt sie "Second Coming". Solch ein "Second Coming" erlebte bei den gestrigen Vorwahlen auch der fundamentalkatholische Präsidentschaftsbewerber Rick Santorum, der zwar bei der ersten republikanischen Vorwahl in Iowa geglänzt, aber bei den darauffolgenden so schlecht abgeschnitten hatte, dass viele Beobachter mit seinem Ausstieg rechneten. Nach Siegen in Missouri, Minnesota und Colorado scheint er heute wieder die vielversprechendste "konservative Alternative" zu Mitt Romney, dem Kandidaten des Establishments.

Am wenigsten überraschend kam Rick Santorums Sieg in Missouri, wo Newt Gingrich nicht auf dem Wahlzettel stand. Hier deklassierte der ehemalige Senator mit 55 Prozent der abgegebenen Stimmen seine Mitbewerber Mitt Romney und Ron Paul, die auf 25 und 12 Prozent kamen. Sein Erfolg in dem Südstaat schlägt sich allerdings noch nicht in Delegierten nieder, weil diese erst in einem Caucus am 17. März ermittelt werden.

Überraschender waren Santorums Siege in den beiden anderen Bundessstaaten, in denen gestern gewählt wurde: In Minnesota siegte er mit 45 Prozent vor Ron Paul, der bei 25 Prozent landete. Mitt Romney erreichte im "Land der zehntausend Seen" nur 17 Prozent, Newt Gingrich 11. Und in Colorado, wo Romney der klare Favorit war, liegt Santorum dem letzten Auszählungsstand nach mit mehr als 40 Prozent uneinholbar vor Romney mit etwa 35 Prozent. Newt Gingrich und Ron Paul überzeugten in der Heimat der Zeichentrickserie South Park jeweils zwischen 12 und 13 Prozent der Wähler.

In Nevada, wo bereits am Samstag gewählt wurde, war Santorum mit 10 Prozent als letzter ins Ziel gegangen. In dem für Glücksspiel und einfache Scheidungen bekannten Wüstenstaat mit etwa 10 Prozent Mormonenanteil hatte Mitt Romney durch tatkräftige Unterstützung seiner Glaubensgenossen mit 50 Prozent gesiegt. Gingrich hatte hier noch 21 Prozent erreicht und Ron Paul 19.

Ob Santorums überraschender Erfolg dem Favoriten Mitt Romney eher nutzt oder schadet ist noch nicht klar: Konzentrieren die "Pitchfork Republicans" ihre Stimmen jetzt ganz auf Santorum, dann bekommt er einen Konkurrenten, der ihn potenziell schlagen könnte. Bleibt Gingrich aber im Rennen und erhält weiterhin Unterstützung, dann kann Romney sich angesichts eines zersplitterten Feldes von Mitbewerbern die Hände reiben.