"Mehr Brutto für Netto"

Foodwatch kritisiert irreführende Werbung mit Light-Produkten

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Light-Produkte schmecken oft sehr viel schlechter als andere. Warum das in einem konkreten Fall so ist, offenbarte heute die Verbraucherorganisation Foodwatch. Sie hatte sich den Inhalt eines Angebots der zum Edeka-Konzern gehörenden Supermarktkette Netto genauer angesehen. Die verkauft eine "Zubereitung aus Hackfleisch gemischt mit pflanzlichem Eiweiß" mit der Werbeauszeichnung "30 % weniger Fett" etwa 30 % teurer als reines abgepacktes Hackfleisch.

Allerdings trifft der niedrigere Fettanteil Foodwatch zufolge nur im Vergleich mit anderen abgepackten Hackfleischangeboten zu, bei denen der hohe Fettanteil häufig durch Tricks wie einen höheren Sauerstoffanteil in der Schutzatmosphäre verschleiert wird, der das Fleisch oxidieren und damit dunkler wirken lässt. Würde man an der Bedientheke Hackfleisch mit so hohem Fettanteil anbieten, dann würden es viele Menschen schon aus optischen Gründen nicht kaufen, weshalb dort im Regelfall mageres Fleisch durch den Wolf gedreht und ausgestellt wird. Im Vergleich zu solchem Hackfleisch enthält das Viva-Vital-Produkt den Erkenntnissen der Verbraucherorganisation zufolge "nicht weniger, sondern sogar mehr Fett".

Zudem erreicht man den im Vergleich zu abgepackten Hackfleisch niedrigeren Fettanteil nicht etwa durch die Verwendung von höherwertigem Fleisch, sondern einfach dadurch, dass man 30 Prozent Fleisch weglässt und durch ein "texturiertes Weizenprotein" ersetzt, das der Patentschrift zufolge mit Rote-Beete-Saft und Paprikaextrakt eine "fleischähnliche Farbe" verpasst bekommt. Oliver Huizinga von Foodwatch kritisiert die Werbeaussage deshalb als "irreführend", weil es bei dem Angebot seiner Meinung nach nicht wirklich um ein gesünderes Produkt, sondern nur um "mehr Brutto für Netto" geht.

Das gestreckte Hackfleisch ist Foodwatch zufolge bei weitem nicht das einzige Erzeugnis, bei dem eine werbewirksame Fettreduktion mit weniger werbewirksamen Methoden erreicht wird: So streckt beispielsweise der Lebensmittelkonzern Unilever seine im Vergleich zum normalen Lätta-Brotaufstrich "Lätta" relativ teure Ersatzbutter "Lätta & luftig" einfach mit einem Gasgemisch aus Stickstoff, Sauerstoff, Argon und Kohlendioxid – beziehungsweise mit Luft. Und der Nestlé-Konzern setzt seinem Produkt "Thomy légère leichter als Mayonnaise" einfach eine größere Menge Wasser zu, um den Fettanteil zu reduzieren.

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(Bild: Foodwatch)