Urban Desires macht weiter

Totgesagte leben länger: "Urban Desires" will nach einem Relaunch kein Ezine mehr sein

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Das Ezine Urban Desires hielten viele bereits für eine "Ghostsite". Seit der November/Dezember-Ausgabe des letzten Jahres war auf der Site kein neuer Content mehr erschienen. Das hatte zu Spekulationen über ein Ende des Ezines geführt. Es wäre keine Überraschung gewesen, nachdem in den letzten Monaten bereits eine Reihe prominenter Web-Zines aufgegeben hätten.

Doch weit gefehlt: "Urban Desires" macht weiter. In einem Brief an ihre Leser schreibt Chef-Redakteurin Gabrielle Shannon diese Woche:

Als wir (mit "Urban Desires" - Anm.) angefangen haben, haben wir uns an einem Magazin- Format orientiert, weil das uns und unseren Lesern vertraut war. Jetzt hat sich diese Metapher überlebt, und es ist Zeit, sich weiterzuentwickeln.... Das neue "Urban Desires" wird kein "Ezine" sein. Es wird keine Ausgaben und keine Artikel mehr geben. Es wird auch keine Reportagen und keine Reviews mehr geben.

Statt dessen will "Urban Desires" in Zukunft vor allem Web-spezifische Multimedia-Arbeiten bringen: nicht-lineare Erzählungen, interaktive Experimente, Kurzfilme, Animationen, Spiele, Medienfakes, und vor allem stärker visuell orientierte Arbeiten. Shannon: "Die witzige, hippe Grafik und der großstädtische Biß, der Urban Desires in der Vergangenheit geprägt haben, soll erhalten bleiben." Statt zweimonatlicher "Ausgaben" will das Ezine nun in loser Reihenfolge neue Beiträge veröffentlichen.

Diese sollen auch im "Digital Museum" des Eyebeam Ateliers, einem in Gründung befindlichen Medienkunst-Museum in Manhattan, gezeigt werden. Da paßt es, daß Gabrielle Shannon sich vorgenommen hat, auf der "Urban Desires"-Site Netzkunst aus den allerersten Tagen des WWW wiederzuveröffentlichen. Auch die 19 "historischen" Ausgaben von "Urban Desires" sind bereits vorbildlich archiviert und unter einer eigenen URL zu finden: www.desires.com

1994 war "Urban Desires", das von der New Yorker Multimdia-Agentur Agency.com gesponsert wird, eins der ersten professionell gemachten Ezines im WorldWideWeb. In den vergangenen Wochen hatten eine Reihe anderer Pionier-Unternehmen aus dieser Zeit den Betrieb eingestellt: Zuletzt trat "Word" dem Club der toten Websites bei, zuvor hatten bereits "Spanker", "Total New York" und "Adaweb" sowie in Deutschland "Pixelpark" wegen finanzieller Probleme kapituliert.

Lesen Sie auch den Artikel "Word wird wortkarg" über das Ende des Ezines Word.