Trump macht Medien für die Paketbomben verantwortlich

Bild: Weißes Haus

Der US-Präsident kann von seinem aggressiven Stil nicht lassen, setzt den Krieg gegen die Medien fort und fördert die Verschwörungstheorien von False-Flag-Angriffen

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Ganz kurz hätte man meinen können, US-Präsident Donald Trump würde nach den verschickten Paketbomben an demokratische Politiker und andere Trup-Kritiker seinen Konfrontationskurs einstellen. Bislang wurden 10 Paketbomben entdeckt, zuletzt gerichtet an Ex-Vizepräsident Joe Biden und Robert de Niro, der Trump als Dummkopf und Baby beschimpft hatte, was Trump verleitete, de Niro als Menschen mit geringer Intelligenz zu bezeichnen. Trump hatte sich in einer ersten Stellungnahme scharf von jeder Gewalt distanziert und mitten im Wahlkampf sogar von einer notwendigen nationalen Einheit gesprochen. Aber das hielt nicht lange vor.

Natürlich haben demokratische Politiker und die von Trump als "Feinde des Volks" und "Fake News" denunzierten Medien die Anschlagsversuche auch auf Trumps Angriffe auf Medien und gegnerische Politiker zurückgeführt. Das habe den Boden für wirkliche Gewalttaten bereitet, Worte werden zu Waffen. Schon seit dem Wahlkampf führt Trump einen Kreuzzug gegen die ihn kritisierenden Medien, die er als Fake News bezeichnet, während diese ihm ebenfalls vorwerfen, fortlaufend Lügen und Desinformation bzw. alternative Fakten zu verbreiten und mit dem auserkorenen Gegner, also Wladimir Putin, zu sympathisieren.

Viele Medien wurden tatsächlich parteilich und profitierten auch kommerziell davon, angeblich die Wahrheit gegenüber der Dunkelheit zu verbreiten, die von Trump ausgeht. Damit trugen sie aber ebenso wie Trump dazu bei, dass die politische Spaltung im Land weiter anstieg.

Trump, der eigentlich der Präsident aller Amerikaner sein sollte, konnte aber aus dem Wahlkampfmodus nicht wirklich aussteigen und setzt weiter auf seinen Stil, die Gegner scharf und despektierlich anzugreifen. Kurioserweise machte er nun, er kann offenbar nicht anders, die von ihm ungeliebten Medien für die Paketbomben verantwortlich, obgleich auch der Sender CNN, den Trump besonders im Visier hat, ein solches gefährliches Paket erhalten hatte.

Schon kurz nach Bekanntwerden der Serie von Paketbomben an die Trump-Gegner zirkulierten von Rechten und Trump-Anhängern die Vermutungen, dass die Opposition oder die Medien damit False-Flag-Aktionen ausführen würden, um im Wahlkampf Punkte zu sammeln. Tatsächlich wäre es seltsam, wenn rational denkende Anhänger Trumps oder der Republikaner im Wahlkampf eine Welle an Paketbomben an die politischen Gegner schicken sollten, was sicher dem politischen Gegner helfen würde. Man kann sich aber durchaus vorstellen, dass vielleicht ein von Hass erfüllter Einzelner Trumps Gegner einschüchtern will, nachdem Trump die Demokraten für alle Schlechte verantwortlich macht. In den 1990er Jahren hatte der "Unabomber" mit Paketbomben die technische Elite terrorisiert, um die Gesellschaft von einem vermeintlichen Irrweg zu bewahren. Und man hat darauf warten können, dass irgendjemand auf die Russen zeigen würde. Das hat nunetwa Chuck Todd von NBC auch gemacht.

Die Medien sind schuld

Aber Trump muss provozieren und spalten, das ist sein Markenzeichen, deswegen haben ihn viele gewählt, als vernünftiger, die Einheit und den Ausgleich suchender Präsident würde er schnell seinen Nimbus als Kämpfer für das Volk gegen die Elite verlieren. Für den Hass in der Gesellschaft macht er deshalb nicht sich und seine Anhänger aus - kultiviert wurde er zunächst von der Tea-Party-Bewegung aus dem republikanischen Umkreis gegen Obama, der nicht nur Demokrat, sondern eben auch Schwarzer war.

Ein großer Teil der Wut in der Gesellschaft, so Trump, würde von "der absichtlich falschen und ungenauen Berichterstattung der Mainstreammedien verursacht werden, die ich als Fake News bezeichne. Das wurde so schlimm und voller Hass, dass es jenseits jeder Beschreibung ist. Mainstreammeiden müssen SCHNELL ihr Vorgehen verändern."

Das würde heißen, dass Medien wie CNN, NYT oder Washington Post die Wut der Trump-Gegner so geschürt hätten, dass sie mit Paketbomben demokratische Politiker und Trump-Gegner, also ihre Leute, angreifen und deren Leben aufs Spiel setzen, um Trump zu schaden. Man muss allerdings annehmen, dass Trump so tickt, weil er sich damit als Opfer gegenüber verschwörerischen Machenschaften stilisieren kann.

Gerade gibt es eine neue Auseinandersetzung zwischen der NYT und Trump. Die Zeitung hatte berichtet, Trump würde sich weigern, sichere Telefone zu benutzen. Seine privaten, ungesicherten iPhones würden von den Russen und Chinesen abgehört werden. Trump erklärte, diese sei eine "Fake Story". Er würde sowieso nur selten ein Smartphone benutzen, und wenn, dann wäre es gesichert: "Ich liebe das Festnetz. Nur noch mehr Fake News!" Das kann man nun glauben oder nicht. Die NYT beruft sich auf anonyme Quellen aus dem Weißen Haus und den Geheimdiensten, Trumps Strategie ist schlicht, etwas einfach zu behaupten.

In den USA - und nicht nur dort - ist die Welt eine barocke Bühne geworden, auf der mit List und Tücke agiert wird, aber alles zum Schein wurde und das Misstrauen entsprechend wuchs. Nach dem Barock kam über die Skepsis die Aufklärung. Vielleicht ist ja auch Trump unfreiwillig der Wegbereiter einer neuen Aufklärung, die auch die Berichterstattung verändert.

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