Genschere zerschneidet Krebszellen

Glioblastom (Hirnkrebs). Bild: Marvin 101. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Israelische Forscher entwickeln nebenwirkungsfreie Therapie

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Einem Team am Labor für Präzisionsnanomedizin an der Shmunis School of Biomedicine and Cancer Research der Universität Tel Aviv (TAU) ist es gelungen, Hirn- und Eierstockkrebszellen bei Mäusen mit einer Genschere unschädlich zu machen. Damit verdoppelte es die durchschnittliche Lebenserwartung der Labormäuse mit Glioblastomen und erhöhte deren Überlebensrate um 30 Prozent. Die Überlebensrate der Versuchstiere mit Eierstockkrebs stieg um 80 Prozent, wie Daniel Rosenblum, Anna Gutkin, Ranit Kedmi, Srinivas Ramishetti und Nuphar Veiga in einem Aufsatz für die Fachzeitschrift Science Advances zeigen.

Drei Komponenten

Das besondere an der neuen Methode ist, dass sie ohne Nebenwirkungen auskommt, wie der Laborleiter Dan Peer im Gespräch mit der Times of Israel hervorhob. Damit unterscheidet sie sich ganz erheblich von den bislang üblichen Behandlungsmethode: der Chemotherapie. Hier gehen die Nebenwirkungen oft weit über Haarausfall hinaus und sind manchmal so schwer, dass Patienten eine Behandlung abbrechen, weil sie die andauernde schwere Übelkeit und die ständigen Schmerzen in allen Körperteilen nicht mehr aushalten.

Die CRISPR/Cas9-Genschere wurde bereits vor acht Jahren von Jennifer Doudna und Emmanuelle Charpentier entwickelt (die dafür dieses Jahr mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurden), konnte aber bislang noch nicht wirksam Krebs in lebenden Tieren bekämpfen. Das lag Peers Worten nach vor allem an den Hilfstechnologien, die fehlten, und die sein Team nun gefunden hat. Die neue Methode besteht Peer zufolge deshalb aus drei Komponenten: Einem Nanopartikel aus Lipiden, einem RNA-Boten, der der Genschere CRISPR/Cas9 die Informationen für die Schnitte liefert, und einem Navigationssystem, das die Krebszellen erkennt.

Tests an Menschen binnen zweier Jahre

Den Beginn des Tests der neuen Methode an Menschen erwartet Peer innerhalb von zwei Jahren. Diese Tests werden seinen Angaben nach "hochpersonalisiert" und nach einer Biopsie auf die Krebszellen abgestimmt sein. Je nach Krankheitsbild hält er sowohl eine Injektion in den Tumor als auch eine allgemeine in den Körper des Patienten für möglich. Sein Team will als nächstes Experimente mit Erbkrankheiten wie der Duchenne-Muskeldystrophie und mit Blutkrebs durchführen, den es für "genetisch gesehen hochinteressant" hält.

Außer in der Medizin nützt CRISPR/Cas9 dem Menschen auch bei der Ernährung: Sie kann das Herauszüchten von unerwünschten und das Heranzüchten von erwünschten Eigenschaften bei Pflanzen erheblich beschleunigen. Aktuell forschen Wissenschaftler mit ihr unter anderem an Maispflanzen, die Trockenperioden besser überstehen, an Bananenpflanzen, die sich nicht von Raupen fressen lassen, und an ertragreicherem Weizen. In den USA wurden bereits mit CRISPR/Cas9 verbesserte Champignons entwickelt, die sich nicht mehr so schnell verfärben. Dadurch müssen problemlos verzehrbare Pilze nicht mehr alleine deshalb weggeworfen werden, weil sie farblich nicht den Erwartungen der Durchschnittskäufer entsprechen (vgl. EuGH entscheidet über Genschere).

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