Coronavirus: Frankreich macht auf

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Portugal musste einen Rückschlag hinnehmen, da Großbritannien das Land von der grünen Liste gestrichen hat und Tausende Briten zur Rückreise zwingt

In Frankreich atmet die Bevölkerung langsam auf, allen voran auch das Hotel- und Gaststättengewerbe. So hat nun auch Phillip Berra im Hotel Santiago im französisch-baskischen Hendaye seit Mittwoch wieder das Restaurant geöffnet. Er hätte auf der Terrasse schon am 19. Mai nach sechs Monaten wieder seine Gäste bedienen können.

"Es hätte sich aber nicht gelohnt", erklärt er gegenüber Telepolis, "den Betrieb schon wieder aufzunehmen". Denn bisher war nur eine Belegung von 50 Prozent erlaubt und die Innenräume durften nicht benutzt werden. "Du weißt doch, wie das hier mit dem Wetter ist", erklärt er, dass es am Atlantik nicht gerade stabil ist. Die bisherige Ausgangssperre ab 21 Uhr, trübte zudem die Aussichten auf einen Gewinn weiter ein.

"Jetzt haben wir wieder offen", erklärt Berra nun erfreut, denn mit dem zweiten Öffnungsschritt darf er seit Mittwoch, wie in ganz Frankreich, auch wieder 50 Prozent der Innenräume nutzen, die Terrasse komplett, für bis zu sechs Personen am Tisch. Zudem wurde die Ausgangssperre um zwei Stunden auf 23 Uhr verschoben.

Das ermöglicht den Leuten, vernünftig und gemütlich zu dinieren, erklärt Berra. Jetzt hofft er, seinen Betrieb ohne Verluste betreiben zu können, da auch "die Grenze zu Spanien" wieder durchlässiger ist. Sie befindet sich nur gut 100 Meter Luftlinie vom Hotel entfernt. Zwar durften Grenzgänger auch bisher den Bidasoa-Fluss überschreiten, doch nun dürfen aus Europa alle wieder ohne Test ins Land, die eine vollständige Impfung vorweisen können.

Die Inzidenz ist in den vergangenen Wochen sogar stärker gesunken, als es Experten erwartet hatten. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist nun auf gut 63 gefallen. Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats, Jean-Francois Delfraissy geht davon aus, dass auch die Maskenpflicht im Freien bald fällt. Im Interview mit dem Radiosender RTL sagte er, angesichts der derzeitigen Dynamik sei es "sehr schwierig", diese Verpflichtung "nach dem 30. Juni" aufrechtzuerhalten.

Man müsse vernünftig sein und die Menschen auf dem Land und an den Stränden die Möglichkeit geben, ohne Masken spazieren zu gehen. Der Leiter des Gremiums, auf das sich Präsident Emmanuel Macron stützt, mahnte aber weiter zur Vorsicht. Der Zeitpunkt sei jetzt noch nicht reif und man würde mit einer sofortigen Aufhebung der Maskenpflicht ein falsches Signal geben.

Rückschlag für Portugal

Einen schweren ökonomischen Rückschlag musste Portugal hinnehmen. Obwohl die Lage in dem Land, das sich weitgehend vorbildlich verhalten hatte, weiter deutlich besser als in Frankreich ist, hat Großbritannien das arme Land am westlichen Rand Europas nun wieder von seiner grünen Liste gestrichen.

London hat damit zahllose Urlauber erbost, die nun eilig ihre Rückreise antreten mussten. Nur leicht war die Sieben-Tage-Inzidenz in den letzten Tagen auf 40 gestiegen, doch zusätzlich begründeten die britischen Behörden den Schritt mit der Ausbreitung der indischen Delta-Variante (B.1.617.2).

"Das Land erst auf die grüne Liste zu setzen und dann nach nur drei Wochen wieder zu streichen, ist einfach unglaublich", erklärte eine verärgerte Urlauberin gegenüber der BBC. Auch sie musste, wie viele andere, einen hohen Preis bezahlen, um noch vor Inkrafttreten neuer Regeln verfrüht die Rückreise antreten zu können. Denn nun gilt auch für Portugal bei der Rückreise wieder eine 10-tägige Quarantänepflicht und Testpflicht.

Etwa 30.000 Urlauber hätten tief in die Tasche greifen müssen, die Fluglinien hatten etliche (teure) Sonderflüge eingerichtet, um zu ermöglichen, dass die Urlauber nach ihrer Rückkehr sofort wieder zur Arbeit gehen können. Die britische Tageszeitung The Daily Mirror hat berichtet, dass zum Beispiel Ryanair den 16-fachen Preis für ein Ticket von Portugal nach Großbritannien verlangt hatte.

Hätten Urlauber noch vor einer Woche für den Flug nur 17 Pfund gezahlt, sei nun für die verfrühte Rückreise 285 Pfund fällig geworden. Ein Paar berichtete davon, es habe sogar 800 Pfund bezahlen müssen, um noch rechtzeitig zurückreisen zu können.