Der Sommer war zu warm

Wie das individuelle Empfinden täuschen kann: Das kühle Augustwetter wäre in den 1970ern noch normal gewesen

Der zurückliegende Sommer war in Europa – mit geringem Abstand der bisher wärmste. Das schreibt das beim Europäischen Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersagen angesiedelte Copernicus-Klimadienst der EU-Kommission.

Demnach lag die über den ganzen Kontinent und die drei Sommermonate Juni, Juli und August gemittelte Temperatur um annähernd ein Grad Celsius über dem Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Die Sommer 2010 und 2018 waren allerdings fast genauso warm.

Für die Analyse wurde nur die Lufttemperatur über Land herangezogen, die im Rahmen des Klimawandels stärker steigt, als die über den ganzen Planeten gemittelte Temperatur. Die verwendeten Daten stammen aus den ursprünglich in die Wettervorhersage-Modelle eingespeisten Beobachtungen.

Auch der August war im europäischen Mittel nahe dem Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Allerdings waren die Temperaturen recht unterschiedlich verteilt. Zu warm war es im Süden und vor allem im Osten, im Norden und Nordwesten gemessen an den vergangenen drei Jahrzehnten hingegen zu kühl.

Am August lässt sich zu gleich demonstrieren, welche Rolle der jeweils gewählte Maßstab und die individuelle Gewöhnung an Klimaveränderung spielt. Hierzulande wurde er von manchem als viel zu kühl wahrgenommen. Einige empfanden die Temperaturen gar schon als herbstlich.

Die Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigen allerdings, wie dieser kürzlich in seiner Monatsbilanz feststellte, dass die Augusttemperaturen im Landesdurchschnitt nur ein Zehntel Grad Celsius unter dem in den Jahrzehnten 1961 bis 1990 Üblichen lagen. Wählt man jedoch die Vergleichsperiode 1991 bis 2020, so betrug die negative Abweichung 1,6 Grad Celsius.

Oder mit anderen Worten: Der seit 2014 erste etwas kühlere August war eine kleine Erinnerung daran, welches Klima in Mitteleuropa einmal normal war.

Wie berichtet hatte es zudem überdurchschnittlich viel Regen gegeben, sodass sich fürs Erste in den meisten Teilen des Landes die Dürre-Situation weiter entspannt hat.

Nur für Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin sowie den Osten Vorpommerns zeigt der Dürremonitor des Leipziger Umweltforschungszentrums noch für den Gesamtboden bis in 1,8 Metern Tiefe schwere oder extreme Dürre an.