Abrüstung der Informationswaffen
Rußland fürchtet, ins Hintertreffen zu geraten
Mit Rußlands Armee sieht es nach dem Zerfall der Sowjetunion und der langem schwelenden Wirtschaftskrise nicht bestens aus. Noch will man die alte Größe als Kontrahent der Supermacht USA nicht verlieren und weiterhin an den Nuklearwaffen festhalten, die einst die militärische Macht sicherten, doch scheinen die Waffenarsenale zu verkommen - und man sieht sich in Sachen der neuen Aufrüstung mit Informationswaffen offenbar im Rückstand.
Nachdem anscheinend die militärischen Computersysteme Rußlands mit dem Jahr-2000-Problem nicht zurechtkommen und manche fürchten, daß Störungen auch bei den Systemen der Nuklearwaffen mit womöglich furchtbaren Folgen auftreten könnten (Nukleare Jahrtausendwende?), hat der russische Außenminister Igor Ivanov in einem Brief an den UN-Generalsekretär Kofi Annan die Befürchtung geäußert, daß Informationswaffen ähnlich bedrohlich seien wie Massenvernichtungswaffen und einen Vorschlag für ein internationales Verbot für die Entwicklung, die Produktion und den Einsatz von "besonders gefährlichen Formen von Informationswaffen gemacht.
Die USA warnen zwar in den letzten Jahren gerne vor der Gefährdung durch den Informationskrieg und haben alle möglichen Aktivitäten eingeleitet, um sich dagegen zu schützen. Die Vorstellung eines "digitalen Pearl Harbour" dient jedenfalls der Aufrüstung im neuen Panikkrieg. Welche Informationswaffen aber vom US-amerikanischen Militär selbst entwickelt werden, weiß man hingegen nicht. Und wo es keine Informationen gibt, gedeihen Gerüchte.
Angeblich würde man "logische Bomben" und Computerviren entwickeln, um militärische und zivile Computernetze von Feinden auszuschalten. Wenn schon dauernd davon gesprochen wird, wie gefährdet gerade die USA als eines der Länder seien, die am meisten von High-Tech abhängig sind, dann sollte man auch vermuten, daß hier nicht nur an Defensivmaßnahmen gearbeitet wird, sondern auch an Angriffswaffen. So sollen die USA an Computerwürmern arbeiten, die in feindliche Computersysteme eindringen und dort Verwirrung auslösen können. CIA-Chef George Tenet hat jedenfalls gesagt, daß man in dieser Hinsicht nicht schlafe und bereits nach der Devise, was die Cracker können, machen wir auch, internationale Geldtransfers zwischen arabischen Geschäftsleuten und terroristischen Organisationen gestört habe.
Wie die Sunday Times berichtet, seien die Ängste der Russen durch Hinweise gestiegen, daß die CIA Computersysteme, die von den USA in die frühere Sowjetunion exportiert worden sind, mit "bugs" versehen hat, die vom CIA bei Bedarf aktiviert werden können. "Wir dürfen nicht die Entstehung eines fundamental neuen Bereichs internationaler Konfrontation zulassen", schrieb Ivanov an Annan, "die zu einer Eskalation der Aufrüstung mit den neuesten Entwicklungen der wissenschaftlichen und technischen Revolution führen kann."