Afrin: Der türkische Dschihad

Seite 3: Unmut unter den Islamisten nimmt zu

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Allerdings gibt es unter den Islamisten auch Unmut über die Türkei. Es mehren sich unter ihnen die Klagen, dass die Türkei sie als Kanonenfutter missbrauche, um nach getaner Arbeit der Söldnertruppen, in den türkischen Medien den heroischen Sieg über kleine Gebietsgewinne durch die türkische Armee zu verbreiten.

Kurdische Medien berichteten sogar von handgreiflichen Konflikten zwischen türkischen Soldaten und der Freien Syrischen Armee (FSA). Es sei zu Schlägereien gekommen.

Umgekehrt gibt es mittlerweile auch Stimmen aus dem türkischen Militär auf Twitter, die besagen, dass die Dschihadistengruppen Kriegsverbrechen in Afrin begehen würden. Was nicht verwunderlich ist, denn einem halbwegs nach NATO-Standards ausgebildeten türkischen Offizier müssen angesichts der Vorgehensweise der islamistischen Landsknechte die Haare zu Berge stehen.

Russischer Militärjet bei Idlib abgeschossen

In der Provinz Idlib scheinen die islamistischen Gruppen wie auch das türkische Militär außer Kontrolle geraten zu sein. In der letzten Januarwoche gab es einen in den europäischen Medien kaum beachteten Zwischenfall: die russische Luftwaffe griff mit Unterstützung der syrischen Artillerie Ziele der Islamisten in der Region Idlib an.

Dadurch geriet ein von al-Qaida/HTS eskortierter Konvoi von 100 Militärfahrzeugen der türkischen Armee, der südlich von Afrin Richtung Aleppo unterwegs war, ins Kreuzfeuer: 3 türkische Soldaten starben, der Konvoi musste stoppen und umkehren. Nun wurde am 4. Februar ein russischer Militärjet von "Rebellen", wie westliche Medien berichten, abgeschossen.

Russia today meldete am Sonntag, Tahrir al-Sham, die mit der Al-Nusra Front verbandelte Gruppe, habe die Verantwortung für den Abschuss des Jets übernommen. Der Pilot konnte sich zwar aus dem Flugzeug retten, wurde danach aber von den Islamisten getötet, wie eine Darstellung lautet, die sich im Netz verbreitete.

Laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums hat sich der Pilot selbst mit einer Granate umgebracht, nachdem er beim Kampf mit einer Überzahl von Gegnern schwer verletzt worden war und keine Chance mehr hatte.

Zuvor hatte die zur FSA gehörende Islamisten-Gruppe, Jaysh al-Nasr, die ebenfalls mit der türkischen Armee verbunden ist, behauptet, sie hätten den russischen Militärjet abgeschossen. Laut Informationen des russischen Mediums Sputnik soll die al-Nusra-Front die Tat für sich reklamieren.

Man darf gespannt sein, welch Erklärung sich die Türkei dazu einfallen lässt. Spätestens jetzt, wo offensichtlich wurde, dass die Türkei wie beim Abschuss des russischen Jets 2015 genau mit jenen Islamisten zusammenarbeitet, die die syrische Armee bekämpft, wäre zu erwarten, dass die russische Führung umsteuert und den syrischen Luftraum für türkische Militärflugzeuge sperrt.

In der Tat verdichten sich Gerüchte in den sozialen Netzwerken, wonach am Sonntag die russische Regierung den Luftraum gesperrt hatte, denn am Sonntag wurden keine Luftangriffe vermeldet. Unterdessen sind Tausende von Menschen aus den anderen Kantonen mit Autos, LKWs und zu Fuß über Kobane und Manbic nach Afrin unterwegs, um Widerstand zu leisten.

All diese Fakten sind in den internationalen Medien nachzulesen. Allein die westlichen Regierungen drücken beim Angriff der türkischen Armee und der FSA auf Afrin alle Augen zu.

Deutsche Waffen bis Januar 2018 geliefert

Auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Stefan Liebich antwortete das Bundeswirtschaftsministerium, dass die Bundesregierung zwischen dem 31. Juli vergangenen Jahres und dem 15. Januar diesen Jahres die Ausfuhr von Kriegsgerät im Wert von insgesamt knapp 14 Millionen Euro bewilligt hat. Darunter ist auch Material für militärisches Fluggerät in Höhe von 3,8 Millionen Euro. Neben Kleinwaffen und Munition sollen auch Bomben, Raketen und Flugkörper im Wert von einer Million Euro zum Export genehmigt worden sein.

Damit ist klar, dass Deutschland in den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg involviert ist. Täglich können wir im Fernsehen und in den sozialen Medien die Bilder von deutschen Waffen in Afrin sehen - auch in den Händen der Dschihadisten. Anscheinend geraten die an die Türkei gelieferten deutschen Waffen von dort auf direktem Weg an die Islamisten.