Afrin zwei Jahre nach türkischer Besatzung

Seite 2: Dschihadisten feiern die Belegung der Häuser mit Freudenschüssen

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In Ceylanpinar befindet sich eines der türkischen Ausbildungslager für Dschihadisten zum Einsatz in Syrien, Libyen etc . Am Dienstag wurden von der besetzten Stadt Tell Abyad (Gire Spi) aus Dörfer der Umgebung mit Artilleriegranaten angegriffen.

Die täglichen Angriffe erstrecken sich praktisch überall entlang der türkischen Mauer von der Region Afrin im Nordwesten über Kobane bis in die Region Derik im Nordosten. Dabei sind vor allem die weiter östlich gelegenen christlichen Dörfer in der Region Tell Tamer betroffen. Tell Tamer liegt ca. 40 km nördlich von Hasaka und liegt außerhalb der sogenannten "Schutzzone".

Der Kommandant des aramäisch-assyrischen Militärrats (MFS) berichtete, die Region sei trotz Waffenstillstandsabkommen zwischen Ankara, Washington und Moskau unter pausenlosem Beschuss. Es käme zu großflächigen Bombardierungen, die von Aufklärungsdrohnen koordiniert würden.

Die türkische Armee und die SNA würden versuchen, das Zentrum von Tell Tamer einzunehmen, berichtet der assyrische Kommandant. Aktivierte IS-Schläferzellen würden zudem versuchen, Konflikte zwischen den verschiedenen religiösen und ethnischen Bevölkerungsgruppen zu schüren.

Auch im äußersten nordöstlichen Zipfel, im Grenzgebiet zum Nordirak, wo die US-Militärs noch präsent sind, gibt es immer wieder Angriffe und Provokationen. So wurde im Oktober 2019 das Dorf Ain Diwar, das zum Distrikt Derik gehört, aus der Luft und vom Boden angegriffen und stark zerstört. Auch in dieser Region gibt es viele christliche Dörfer.

Illegaler Siedlungsbau in den besetzten Gebieten

Aktuell wurde bekannt, dass die Türkei nun mit dem (illegalen) Siedlungsbau in den besetzten Gebieten auf syrischem Territorium beginnen will. Damit soll ein sunnitisch-muslimischer Gürtel entlang der türkisch-syrischen Grenze auf syrischem Territorium und im traditionellen Siedlungsgebiet der Kurden und Christen entstehen.

Die Siedlungen sollen hauptsächlich für sunnitisch-arabische Syrer aus der Türkei entstehen. Der türkische Präsident Erdogan ließ über das regierungsnahe Medium TRT World verkünden:

Wir haben mit dem Siedlungsbau zwischen dem syrischen Ras al-Ayn und Tal Abyad begonnen, wo Hunderttausende Menschen angesiedelt werden können, während an weiteren Orten entlang der türkisch-syrischen Grenze Millionen Menschen eine Unterkunft finden werden.

Erdogan

Damit stellt Erdogan erneut klar: Er wird weitere Gebiete annektieren und sich in der Türkei als Gönner der geflüchteten Syrer in der Türkei ausgeben, denen er eine "schicke neue Heimat" schafft. Ob die Geflüchteten, die in erster Linie vor Assad geflüchtet sind, nun aus ganz anderen Regionen, wie zum Beispiel Homs oder Hama kommen und gerne wieder in ihre Heimatregion zurückkehren möchten, spielt für türkische Propagandamedien keine Rolle.

Die kränkelnde Bauindustrie der Türkei, allen voran die mit der Anlage der Siedlungen betraute TOKI freut sich auf staatliche Aufträge - auch wenn deren Schecks nicht gedeckt sind.

Das alles passiert unter den Augen der Bundeskanzlerin Angela Merkels und des Außenministers Heiko Maas unkommentiert. Man empfängt den "Ra'is" (Anführer, Herrscher) nach wie vor mit einem roten Teppich und Teejungen, um ihn bei Laune zu halten. Der zündelt weiterhin ohne Rücksicht auf das diplomatische "Protokoll" im gesamten Nahen Osten und Teilen Europas. Schließlich hat er ja als Mitglied der NATO nicht wirklich Konsequenzen zu erwarten.