Aufklärung über Terroranschlag steckt im Nebel der Wahrheit fest

Bislang sind noch immer erstaunlich wenige bestätigte Informationen über den Terrorangriff auf die Finanzmetropole Mumbai bekannt

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Bislang wurde nach den Informationen der indischen Sicherheitsbehörden ausgegangen, dass nur 10 Terroristen in Mumbai gelandet sind, um dort in einer Vierergruppe und drei Zweiergruppen (was allerdings umstritten ist) mit dem Ziel los zogen, möglichst viele Menschen zu töten und in den Hotels als Geiseln zu nehmen. Ob ein politischer Zweck und wenn ja, welcher hinter dem blutigen Anschlag auf die indische Finanzmetropole und auf Ausländer stand, ist noch nicht deutlich, die Hintermänner sind ebenso unbekannt wie die Herkunft und die Zahl der Terroristen.

Möglich ist allerdings auch, dass bislang nicht alle Terroristen getötet bzw. gefangen genommen worden sind. Der 21jährige Ajmal Amin Kamal bzw. Azam Amir Kasab, der einzige, der gefangen genommen wurde, berichtete angeblich, dass insgesamt 24 junge Männer in einem Lager in Pakistan ausgebildet worden seien – von ehemaligen Soldaten. Das Lager, so die indische Meinung, wird von Lashkar-e-Taibat (LeT) betrieben, die auch hinter dem Anschlag stehen soll.

Der Gefangene soll fließend Englisch sprechen, man vermutet deshalb, dass er aus der Mittelschicht kommt. Allerdings geht die Geschichte um, er sei von seinem Vater, einem armen Weber, an die Terrororganisation für 2000 Dollar verkauft worden.

Und es heißt, dass man auf dem indischen Fischerboot, das die Terroristen gekapert hatten, Ausrüstungsgegenstände von 15 Personen gefunden habe – 15 Winterjacken und 15 Zahnbürsten. Daher wird vermutet, dass einige Terroristen überlebt haben könnten. Ob es weitere Helfer vor Ort gegeben hat, wie zunächst vermutet wurde, ist ungewiss.

Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Terroristen, die sich unter die Hotelangestellten und Gäste gemischt haben, aus den Hotels geflohen sein könnten. Die Kontrollen waren angeblich lax. Neu ist die Meldung, dass Kasab am Bahnhof, vor Beginn des Schießereien, mit einem Mädchen, das eine Burka getragen sollen, unterwegs gewesen sei. Am Bahnhof hätten die beiden Trockenfrüchte gekauft. Die von Qasab als "Schwester" bezeichnete Frau wollen auch mehrere Augenzeugen gesehen haben.

Mehr Geschichten als Fakten

Es gibt überhaupt viele offene Fragen. Schließlich heißt es, dass zwei der Terroristen im Luxushotel Taj Mahal als Angestellte beschäftigt waren und zwei weitere sich dort als Gäste aufgehalten hatten, um die Lage auszukundschaften und Waffen im Hotelzimmer einzulagern. Auch im Nariman House sollen sich Terroristen eingemietet haben. Möglicherweise waren bis zu 14 Terroristen in den Hotels verteilt und hatten auf die Ankunft der zehn Terroristen vom Boot gewartet.

Die Angaben schwanken, so sollen einmal im Taj Mahal 8 Terroristen gewesen sein, am Schluss war noch die Rede von 4. Gemunkelt wird, dass die Polizei vielleicht lieber dabei bleibt, dass es 10 Terroristen gewesen seien, um zu kaschieren, dass die übrigen möglicherweise untergetaucht sind. Die Frage ist tatsächlich, ob nur 10 Terroristen, wie gut trainiert und vorbereitet auch immer, einen solchen Angriff auf so viele Ziele über so lange Zeit wirklich durchführen konnten. Die Möglichkeit besteht allerdings auch, dass die Sicherheitskräfte erst einmal die Zahl der Gegner übertrieben haben, um ihre Schwäche zu kaschieren.

Umgelöst ist auch noch, wer in den zwei Taxis, die in die Luft flogen, die Bomben eingebaut hat. Die Polizei sagt, sie seien von zwei Gruppen der 10 Terroristen dort platziert wurden. Jetzt heißt es, dass beide der überlebende Terrorist mit seinem später getöteten Kollegen gelegt haben soll. Die Aussagen, die der überlebende Terrorist wohl nicht bei freundlicher Befragung macht oder gemacht haben soll, muss man wohl mit vorsichtiger Skepsis aufnehmen. Er soll "singen wie ein Vogel" heißt es.

Ärzte sollen nach einer indischen Zeitung berichtet haben, dass bei vielen der Toten Spuren von Folter zu finden gewesen seien. Viele seien exekutiert worden. Besonders schlimm soll es den getöteten Juden ergangen sein. Die Leichen der Terroristen scheinen allerdings auch bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden zu sein. Man habe sie nicht identifizieren können. Dass es sich um die Leichen der Terroristen gehandelt hat, habe man nur aufgrund der Aussagen der Polizisten gewusst.

Kokain, Trockenfrüchte, BlackBerrys und Karten von Google Earth

Bekannt war schon, dass die Terroristen, die Jeans, T-Shirts und Turnschuhe trugen, mit gefälschten Ausweisen ausgestattet waren und Rucksäcke voller Waffen, Munition und Geld bei sich hatten, sich mit Trockenfrüchten und Mandeln verpflegten. Und sie gingen mit der Zeit, weil sie nicht nur Satellitentelefone, Handys mit mehreren SIM-Karten, DVDs mit Karten von Google Earth und GPS-Systeme, sondern auch BlackBerrys mit sich führten. So konnten sie nicht nur kommunizieren, sondern auch online gehen, um sich zu informieren, wie ihr Coup lokal und global aufgenommen wurde, was die anderen Gruppen erreicht haben und welche Gegenmaßnahmen getroffen werden, um so neue Taktiken auszuprobieren. Welche Quellen sie benutzt, ob sie sich auch eventuell über Blogs oder Twitter informiert haben, ist nicht bekannt. Allerdings sollen sie in den Hotels auch die Fernseher laufen gelassen haben, um so Einblick über die Lage zu gewinnen. Teilweise wurde die Live-Übertragung der Vorgänge durch die Behörden deswegen gestoppt.

Die hoch gerüstetem Killer, die angeblich kalt und unaufgeregt ihrem Geschäft nachgingen, bei dem sie mit dem Tod rechnen mussten und dieser wahrscheinlich auch am Ende stehen sollte, scheinen sich auch mit Speed und Drogen vollgepumpt zu haben, um möglichst lange durchzuhalten – einige schafften es, fast 60 Stunden lang zu kämpfen und zu killen – und möglicherweise auch psychisch in der Lage zu sein, ohne zu zögern wild um sich zu schießen, Menschen zu töten und zu verletzen, ein Blutbad anzurichten und selbst getötet zu werden.

Gefunden wurde bei den Leichen, so berichten Medien mit Verweis auf Polizeiquellen, Amphetamine, Kokain und LSD; Drogen habe man auch im Blut nachweisen können. Zudem habe man Spritzen gefunden. Die Terroristen hätten ihren Körper außerdem wie Athleten mit Anabolika aufgepeppt.

Aber auch diese Geschichte entspricht möglicherweise nicht der Wahrheit. Zumindest sagte der Polizeichef von Mumbai, sie hätten keine Drogen genommen. Und er bleibt bei den 10 Terroristen. Sie hätten nur wenig Geld bei sich gehabt, die Dollar hätten sie von den Getöteten geraubt. Und um Kritik abzuwenden, verneint er auch die Meldungen, dass es Vorwarnungen gegeben habe. Angeblich wird der gefangene Terrorist von bis zu 15 Polizisten verhört, die sich alle als Informanten gegenüber den Medien betätigen und mehr oder weniger wahre Informationen verbreiten.

Nun soll er "Wahrheitsserum" injiziert bekommen, um herauszubekommen, woher er kommt, also ob er wirklich aus Pakistan stammt. Ob dabei viel mehr Wahrheit herauskommen wird, darf bezweifelt werden.