Bahn-Tarifstreit: GDL-Chef Weselsky will neue Zeit einleiten – mit 35-Stunden-Woche ab 2028

Selbstbewusst und siegessicher: Den Kurs von Claus Weselsky befürworten 97 Prozent der GDL-Mitglieder. Archivbild: Martha Doerfler, RLS / CC-BY-2.0

Lokführer-Streik vorläufig beendet – Friedenspflicht bis zum 3. März. 35-Stunden-Woche bleibt Ziel der Gewerkschaft – auch mit Blick auf andere Tarifpartner.

Seit 2:00 Uhr morgens rollen an diesem Montag die Züge im Personenverkehr der Deutschen Bahn wieder. Auch im Februar bleibt die Lage für Fahrgäste entspannt.

Bis zum 3. März herrscht Friedenspflicht im Tarifstreit bei der Deutschen Bahn, nachdem die Lokführergewerkschaft GDL ihre Streikmaßnahmen vorzeitig abgebrochen hat. Der Bahn-Konzern verhandle nun ohne Vorbedingungen mit seiner Gewerkschaft, sagte GDL-Chef Claus Weselsky bei einer Pressekonferenz am Vormittag in Berlin.

Weselsky: Die GDL streikte bis jetzt für Selbstverständlichkeiten

Ursprünglich sollte der Ausstand bis 18 Uhr an diesem Montag andauern – das vorzeitige Streikende war bereits am Samstagabend bekannt geworden. Das Einigungspapier zum Einstieg in die Verhandlungen zeige auf, "dass wir bis jetzt eigentlich im Arbeitskampf waren um Dinge, die uns sowieso zustehen", betonte Weselsky.

Die Deutsche Bahn hatte sich zuvor geweigert, über die Kernforderung der GDL nach einer verkürzten Wochenarbeitszeit ohne Entgeltverlust zu verhandeln – außerdem sprach sie der GDL die Befugnis ab, auch für die Fahrdienstleiter mitzuverhandeln und lehnte Gespräche über einen Rahmentarifvertrag für die Fahrzeuginstandhaltung ab.

Andere Tarifpartner sollen keinen Wettbewerbsnachteil erleiden

Dass sie Verhandlungen über all dies nicht mehr grundsätzlich ablehne, sei "ein großer Schritt in die richtige Richtung", sagte Weselsky am Montag. Der GDL-Chef stellte klar, dass die schrittweise Einführung der 35-Stunden-Woche für Schichtarbeitende bis zum 1. Januar 2028 das Ziel seiner Gewerkschaft bleibt – sie werde damit "eine neue Zeit einleiten".

Mit 18 anderen Eisenbahnunternehmen habe sie bereits Tarifverträge geschlossen, mit denen eine Marktreferenz gesetzt worden sei, so Weselsky. Diese Tarifpartner hätten es auch verdient, am Ende keinen Wettbewerbsnachteil durch Zugeständnisse der Gewerkschaft gegenüber der Deutschen Bahn zu erleiden.

Ab dem fünftem Februar soll nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt werden. Ob Moderatoren hinzugezogen werden, wollen die Konfliktparteien erst im Zuge der Verhandlungen entscheiden, sagte Weselsky.

Weselsky-Bashing trotz großer Mehrheit bei Urabstimmung

Zur Hinzuziehung von Moderatoren hatte Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, den Konfliktparteien dringend geraten. Im Handelsblatt-Podcast Economic Challenges sprach er sogar von einer "Eheberatung" für Weselsky und Bahn Personalvorstand Martin Seiler, da es "persönliche Befindlichkeiten" zwischen ihnen gebe.

Seit sich der Konflikt im November zugespitzt hatte, gab es in Politik und Medien harte persönliche Vorwürfe gegen den GDL-Chef. Einen "Egotrip" hatte ihm beispielsweise die Wirtschaftswoche unterstellt.

Allerdings war der mehrtägige Streik, der an diesem Montag endete, das Ergebnis einer Urabstimmung, bei der sich nach erfolglosen Warnstreiks eine große Mehrheit von 97 Prozent der GDL-Mitglieder für unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen ausgesprochen hatte. Die Bild warf am Freitag dem "streikwütigen Lokführer-Gewerkschafter" vor, "ganz tief in die Klassenkampf-Schublade" zu greifen.

Das Parteibuch des GDL-Chefs und für wen er spricht

Weselsky ist CDU-Mitglied, spricht aber in diesem Arbeitskampf deutlich erkennbar nicht für seine Partei, sondern für die Beschäftigten, die er vertritt. CDU-Chef Friedrich Merz äußerte dagegen kein Verständnis für den Arbeitskampf.

Im Gegenteil: Merz hat sich sogar offen für Einschränkungen des Streikrechts gezeigt und im Gespräch mit der Rheinischen Post erklärt, es sei nicht akzeptabel, "dass eine Spartengewerkschaft wie die GDL ein Unternehmen wie die Deutsche Bahn lahmlegt".