Bayern erforschen den Nanokosmos

Uni München eröffnet "Center for NanoScience"

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Daß Trachtenjanker und Computer, Weißwurst und Rekombinierte DNA unveräußerlich zusammengehören, wissen bayerische Freistaatsbürger aus den gebetsmühlenhaften Beschwörungen von Tradition UND Innovation durch ihren Ministerpräsidenten. Letzten Montag oblag es Stoibers Wissenschaftsminister Zehetmair, bajuwarische "Zukunftsfähigkeit" bezüglich der mutmaßlich nächsten "Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts" zu reklamieren – der Nano-Technologie.

In Anwesenheit des Nobelpreisträgers Gerd Binnig gab die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität die Eröffnung ihres "Center for NanoScience" (CeNS) bekannt. Um einer zukünftigen Technologie der molekularen Bauteile (vgl. Aufbruchstimmung beim Molekularmaschinenbau ) den Boden zu bereiten, haben sich an der LMU die Forschungsgruppen Photonik und Optoelektronik, Biophysik, Experimentelle Halbleiterphysik, Röntgen- und Neutronenstreuung, Nano-Optik und Theoretische Physik zusammengetan.

Der "Witz" des CeNS soll insbesondere darin liegen, Nano-Wissenschaftlern eine Fachgrenzen überschreitende Annäherung an ihren Gegenstand zu erleichtern. Weil die neue "Inter-Disziplin" sich definitionsgemäß nicht als "bornierte" Physik, Chemie oder Biologie betreiben läßt, gilt die Parole, daß allein das wissenschaftliche Interesse den Kreis der CeNS-Forscher bestimmt – im Prinzip kann man also noch dazustoßen. Bislang umfaßt das Team 25 (zum Teil bereits mit Forschungspreisen dekorierte) Damen und Herrn, nebst einer mehrfachen Zahl an Diplomanden und Doktoranden.

Klargestellt wurde allerdings auch, in welchem Sinne die von Fachgrenzen emanzipierten Kleinststrukturenforscher dieses "Anything Goes" noch zu verstehen haben: Um "Verkrustungserscheinungen" vorzubeugen, hat das CeNS sich mit einem Statut ausgestattet, das seinen wissenschaftlichen Beirat im Fünfjahres-Rhythmus über Weiterführung oder Auflösung befinden läßt. Ein Verfahren, das den Gepflogenheiten "leistungsbezogener Forschung" in den USA entlehnt ist.

Überflüssig zu erwähnen, daß mehr als alles andere der Wunsch nach zahlreichen "Spin Offs" und High-Tech-Unternehmensgründungen das CeNS begleitet. Aber da waren einige Mitarbeiter ohnehin bereits aktiv: sie verkaufen als NanoTOOLS GmbH die von Gerd Binnig erfundenen Rastersonden-Mikroskope.