Blackout-Vermeidung französisch: Rollierende Blackouts in Regionen

Stromversorgung im Land des Atomparks: "Es wird immer schlimmer"; Paris strickt an Notfallplänen, um großen Blackout im Winter zu verhindern.

Dass die Situation der Energieversorgung im Atomstaat Frankreich fatal ist, ist wahrlich keine Neuigkeit mehr. Seit mehr als zehn Jahren rennt das Land, da weiter auf Atomkraft gesetzt wird, auf die Katastrophe mit Ansage zu.

Seit zehn Jahren droht jährlich ein Blackout. Der ist in diesem Winter wohl unausweichlich, auch wenn es keine besonders kalten Phasen gibt. Die Gründe dafür wurden an dieser Stelle schon öfter ausgeführt.

Sogar im Sommer drohten Blackouts, da Atomkraftwerke nicht einmal mehr genug Kühlwasser zur Verfügung hatten. Sie wurden trotz allem nicht abgeschaltet, da sie sonst zu Großverbrauchern geworden wären. Erneut mussten Sonderregelungen geschaffen, der Umweltschutz beiseitegeschoben werden. Sonst hätten zusätzlich Meiler das Netz belastet, wie es weiter 24 von 56 der altersschwachen Reaktoren tun, die auf viel Strom zur Kühlung angewiesen sind.

Vorbereitungen

Seit längerem bereitet Präsident Emmanuel Macron und die Regierung die Bevölkerung auf den Blackout vor. Eigentlich ist längst allen klar, dass der im Winter unumgänglich wird, da sogar im Sommer Versorgungsleitungen aus dem Ausland an die Belastungsgrenzen kamen.

Unter Umgehung von Sicherheitsregeln wurde der Kraftwerksbetreiber EDF angesichts der sich abzeichnenden fatalen Lage von der Regierung "angewiesen", auch ausgefallene Korrosion-Meiler bis oder im Winter wieder in Betrieb zu nehmen. Längst musste der ambitionierte Zeitplan schon zurückgeschraubt werden. Lecks und weitere Korrosion haben die Pläne inzwischen vollständig durchkreuzt.

Notfallpläne

Jetzt strickt man in Paris eifrig an Notfallplänen. "Es wird dabei immer schlimmer", titeln Zeitungen. Der Netzbetreiber RTE bereitet sich auf drei Szenarien vor.

Die Leitungen zu den Nachbarn sind mit einem Stromimport von mehr als 12 Gigawatt – etwa der Leistung von 12 Atommeilern – schon wieder weitgehend ausgelastet und es ist nicht einmal wirklich kalt. Bekanntlich heizen viele Franzosen mit Strom, die sich nun auf kühle Wohnungen im Winter einstellen dürfen.

Nach den Plänen könnten 60 Prozent der Bevölkerung bald bei rollierenden Abschaltungen in der Kälte sitzen, die in Spitzenverbrauchszeiten zwischen 8.00 und 13.00 Uhr und zwischen 18.00 und 20.00 geplant werden. Bizarr ist, dass zwei der Szenarien – mit verschiedenen Aufforderungen an die Bevölkerung, wie es sie im letzten Winter und sogar in diesem Jahr im Frühling gab –, vom Netzbetreiber schon ausgeschlossen wurden.

Es bleibt das beste Szenario, in dem man darauf hofft, dass der Winter nicht kalt wird, und man noch einige der Uraltmeiler ans Netz bekommt – und damit Risiken auch eines schweren Unfalls eingeht.

Sollte das nicht funktionieren und sich die Gas-Versorgungslage zudem zuspitzen, käme es zu "Lastabwürfen". Gemeint sind damit nicht Abschaltungen von Großverbrauchern in der Industrie, sondern Abschaltungen von ganzen Regionen. Das dürfte, anders als es die Regierung zugibt, das reale Szenario sein, mit dem man arbeitet.

"Spannungen in der Stromversorgung"

"Wir kündigen nicht an, dass es Stromabschaltungen geben wird", sagte Regierungssprecher Olivier Véran im Interview.

Man kündige lediglich an, dass es zu "Spannungen in der Stromversorgung kommen könnte", erklärte der Regierungssprecher. Das glaubt er höchstwahrscheinlich selbst nicht. Es herrscht in Paris angesichts des Atom-Desasters nur noch das Prinzip Hoffnung. Man schaut nun wie gebannt auf die Wetterkarte. "Wenn wir einen kalten Januar bekommen", dann könne man Abschaltungen nicht ausschließen, heißt aus der Regierung.

Die Atomkraftwerke im Land leisten heute gerade es knapp 37 Gigawatt. Ohne Sonne, Wind, Wasser und Biomasse wäre es sogar heute schon eng. In der Spitze verbrauchte das Land aber 102 Gigawatt, als die Atomproduktion noch bei 65 Gigawatt lag.

Energiepolitik

Diese Lücke ist einfach nicht über Importe zu schließen. Jetzt fällt den Galliern nicht der Himmel auf den Kopf, sondern die Tatsache, auf den extrem teuren EPR-Neubau gesetzt zu haben. Der liefert auch mit zehn Jahren Verspätung keinen Strom, hat aber schon 20 Milliarden Euro gekostet. Mit dem Geld hätte man Wind-, Wasser-, Sonnen- und Biomasseanlagen ausbauen können. Die EDF wird nun teuer verstaatlicht, da die Atomprogramme so viel Geld verbrannt haben.

Übrigens sollen, wie auch hier schon mehrfach angesprochen, die drei deutschen Uraltmeiler im angeblichen Streckbetrieb nicht für die Stromversorgung in Deutschland am Netz bleiben, sondern allein dafür, um Frankreich abzufangen: Um die verfehlte Atompolitik nach Möglichkeiten nicht mit aller Klarheit ans Licht zu bringen?

Für die Stromversorgung in Deutschland sind die Reaktoren, mit fast völlig verbrauchten Brennstäben, bekanntlich völlig unnötig. Auch hier werden nun Riss-Reaktoren mit größeren Gefahren weiter betrieben, die in 13 Jahren nicht überprüft wurden. Bei solchen Überprüfungen wurde im Nachbarland die Korrosion festgestellt.

Bleibt noch einmal anzufügen, dass der Strommangel in Frankreich auch für deutsche Verbraucher die Strompreise in die Höhe treibt und nicht die erneuerbaren Energien. Ohne die wären die Preise noch deutlich stärker explodiert.