Boom von Solarstrom in Spanien: Einwohner wehren sich zunehmend
- Boom von Solarstrom in Spanien: Einwohner wehren sich zunehmend
- Neue Förderung von Eigenverbrauch
- Widerstand formiert sich
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Klare Daten zur Entwicklung im Bereich Eigenverbrauch fehlen, der Widerstand gegen einen Wildwuchs zum Bau großer Freiflächenanlagen zur Energieversorgung Europas wächst.
Die gute Nachricht für Spanien ist, dass der Ausbau von erneuerbaren Energien wieder boomt. Doch anders als beim Boom vor 15 Jahren, als mit massiven Subventionen das "große Geschäft" gemacht wurde und große Solarparks auf Freiflächen als gute Geldanlage mit staatlich garantiertem Profit gesehen wurden, profitieren nun endlich auch Privatleute von staatlicher Unterstützung.
Angesichts von exorbitant gestiegenen Strompreisen, der Abschaffung der von den rechten Vorgängern eingeführten sogenannten Sonnensteuer und das staatliche Förderprogramm von Solaranlagen zum Eigenverbrauch, das inzwischen aufgelegt wurde, kam es hier hauptsächlich in den im vergangenen beiden Jahren zum Solarboom.
"Wir hatten mit einem zweistelligen Wachstum gerechnet, und wir haben ein dreistelliges erzielt", erklärt der Sprecher der Vereinigung der Produzenten Erneuerbarer Energien (APPA), Jon Macías, zur Entwicklung im vergangenen Jahr.
Er leitet die Abteilung für Eigenverbrauch. Er geht davon aus, dass die "Energiewende beschleunigt" wurde. Im vergangenen Jahr habe es "sehr viel mehr individuellen Eigenverbrauch" gegeben. "In Einfamilienhäusern haben die Leute, die das konnten, Solarmodule installiert."
Allein im Bereich des Eigenverbrauchs sollen 2022 insgesamt 2,5 bis 2,7 Gigawatt neue Solarstromleistung installiert worden sein, schätzt die APPA. Damit habe sich die Kapazität praktisch in nur einem Jahr auf gut fünf Gigawatt verdoppelt.
Dabei hatte die sich schon im Vorjahr stark erhöht. "In zwei Jahren haben wir die Leistung vervierfacht", führt Macías aus. Vor allem die hohen Strompreise hätten den Vorgang angetrieben.
Doch Macías streicht heraus, dass mehr als 65 % der installierten Eigenverbrauchskapazität auf den industriellen Eigenverbrauch entfällt. Denn über die Installation von Solaranlagen ließen sich die Stromrechnungen von Firmen um "mehr als 60 Prozent" senken, rechnen die Installationsfirmen vor. Die Anlagen würden sich auch wegen der Subventionen schon in fünf Jahren amortisieren.
Mit 15 Prozent der Kosten werden Großunternehmen und mit bis zu 45 Prozent werden kleine und mittlere Unternehmen unterstützt. Speichersysteme über Batterien werden gar mit bis zu 65 Prozent subventioniert. Dazu kommt, dass die Investitionen steuermindernd wirken. So erklärt sich, warum besonders Firmen auf den günstigen Solarstrom setzen.
Der Zuwachs wäre sogar noch deutlich größer ausgefallen, wenn die Installationsfirmen nicht überlastet wären. "Seit dem vergangenen Sommer kommen wir nicht mehr hinterher", erklären die unisono. "Wenn man sich mit den Firmen in der Branche unterhält, spricht niemand mehr darüber, dass ihnen Arbeit fehlt", hatte Daniel Pérez im Interview mit dem Online-Portal eldiario.es erklärt.
Der Vizepräsident des Photovoltaikverbands (UNEF), dem größten im Land, erläutert, dass der Sektor zwischen "50.000 und 60.000 Beschäftigte perfekt" aufnehmen könne. Gehe der Boom weiter, wie in den letzten beiden Jahren, könne es zu einer großen Herausforderung werden, qualifiziertes Personal zu finden.
Einige Projekte mussten wegen Personalmangel schon gestoppt werden. Dazu kommt, dass auch die Verwaltung überlastet ist und bei der Bearbeitung der vielen Anträge nicht hinterherkommt. Lieferengpässe hätten den Zuwachs zudem behindert. Bemängelt werden Engpässe bei Wechselrichtern, mit denen der Strom aus den Solarmodulen in die hausüblichen 220 Volt umgewandelt werden, damit der überschüssige Strom auch ins Netz eingespeist werden kann.
Probleme gäbe es aber auch bei Batterien, zum Teil auch bei Solarmodulen. Darüber hätten sich die Preise für Industrieinstallationen im Bereich von 10 bis 15 Prozent verteuert und bei meist kleineren Hausanlagen sogar um 20 bis 30 Prozent. Auch die UNEF beklagt die Abhängigkeit von chinesischen Produkten, da unter anderem die einheimische Produktion von Solarpanels fast vollständig verschwunden sei. Brechen die Lieferungen aus China ein, könnte aus einer Utopie schnell eine Dystopie werden, warnt die UNEF.
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