Bundestag schließt Akademiker aus Russland aus

Seite 4: Ehemaliger Stipendiat: "Großes Vertrauen motiviert mich bis heute"

Der Schaden durch den Rauswurf junger Russinnen und Russen aus dem Stipendienprogramm des Bundestags dürfte groß sein. Diesen Eindruck bekommt man jedenfalls im Gespräch mit Alumni: "Durch das IPS-Programm konnte ich eine für mich ganz neue Facette der deutschen Realität kennenlernen und in das politische Leben des Landes eintauchen", so ein ehemaliger Stipendiat in einer Stellungnahme gegenüber Telepolis: "Die gesammelten Erfahrungen haben mich sehr bereichert und angespornt, mich weiter gesellschaftlich zu engagieren."

Im Bundestag habe er als russischer IPS-Praktikant eine freundliche und sehr vertrauensvolle Atmosphäre genossen: "Dieses große Vertrauen gegenüber meiner Person motiviert mich bis heute, auch in den Zeiten der großen Irritationen zwischen Deutschland und Russland, daran zu glauben, dass die aktuelle Krise überwunden werden kann."

Die Fortsetzung des Programms für junge Menschen aus Russland unter den aktuellen Umständen wäre ein deutliches und ermutigendes Signal in die Richtung der russischen Zivilgesellschaft, dass Deutschland für den Dialog mit den Russinnen und Russen offen bleibt, fügte er an.

Wie es intelligenter geht, zeigte im Übrigen der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). Der Hochschul- und Forschungsverband setzte angesichts des Angriffskrieges des Kremls zwar auch alle Projekte in Russland, zumal mit staatlichen Institutionen, aus.

Man habe auch die deutschen Hochschulen gebeten, laufende Kooperationsprojekte von Deutschland nach Russland auf Eis zu legen, hieß es aus der Pressestelle des DAAD. "Wir haben uns aber dazu entschlossen, den Weg von Russland nach Deutschland offenzuhalten", sagte ein Sprecher auf Telepolis-Nachfrage: "Wer kommen will, kann das weiter tun, wer da ist, der kann ohnehin bleiben."