China errichtet weltweit größte Saatgutbank

Eine Kryoapparatur in einem Labor

China will mit dem Aufbau einer genetischen Reserve für mehr Autarkie in der Landwirtschaft sorgen

(Bild: Budimir Jevtic/Shutterstock.com)

Neue Maßnahmen für Ernährungssicherheit. Wissenschaftler sammeln über eine Millionen Saatgutproben. Reduzierung von Importen geplant.

China hat 1,4 Milliarden Menschen zu ernähren, was dem Land zu 95 Prozent mithilfe der eigenen Landwirtschaft gelingt. Ernährungssicherheit zählt im Reich der Mitte, das jahrtausendelang von Hungersnöten geprägt war, heute zu den Prioritäten der kommunistischen Regierung.

Wie die South China Morning Post berichtet, ist der Volksrepublik inzwischen ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Selbstversorgung gelungen.

Weltweit größte Saatgutbank

So arbeitet China am Aufbau einer genetischen Reserve. Wissenschaftler haben im Auftrag der Landwirtschaftsbehörden im ganzen Land Saatgutproben gesammelt, die aus einer 2021 gestarteten landesweiten Erhebung zu landwirtschaftlichen Genressourcen stammen.

Die Proben werden jetzt in mehreren Saatgutbanken sicher aufbewahrt. Damit will sich das Land weitgehend unabhängig von importiertem Saatgut machen.

Laut dem Bericht wurden etwa 139.000 Pflanzenproben und 1,19 Millionen Proben von Nutztier- und Aquakulturgenmaterial gesammelt. Zusammen mit den bereits vorhandenen Ressourcen verfügt das Land damit über die weltweit größte Sammlung landwirtschaftlicher genetischer Ressourcen, wobei die Gesamtzahl nicht spezifiziert wurde.

Entwicklungsbedürfnisse der nächsten 50 Jahre

"Dadurch wird Chinas strategische Fähigkeit zur Erhaltung landwirtschaftlicher Keimplasmaressourcen gestärkt. Ziel ist, den Entwicklungsbedarf der nächsten 30 bis 50 Jahre zu decken", sagte Yang Haisheng, stellvertretender Leiter der Abteilung für Saatgutmanagement des chinesischen Landwirtschaftsministeriums.

Eine Genbank für Kulturpflanzen sowie ein Speicher für marine Fischereiressourcen sind bereits in Betrieb. Die neue Genbank für Nutztiere und Geflügel sowie eine Genbank für Süßwasserfischerei wird im nächsten Jahr eingerichtet.

Außerdem konnte das Land seinen Importbedarf verringern, indem der Marktanteil von in China gezüchteten Hühnern und Garnelen weiter erhöht wurde. Chinesische weiße Broiler und pazifische Garnelen erreichten bis Ende Juni Marktanteile von über 25 und 35 Prozent.

Hühnchen ist in China nach Schwein das am zweithäufigsten konsumierte Fleisch. Das Land hatte in den 1990er Jahren eine einheimische Hühnerrasse entwickelt. Diese wurde jedoch 2004 durch die Vogelgrippe ausgelöscht, was die Notwendigkeit von Importen verstärkte.

270 Unternehmen beteiligt

Seit 2021 haben insgesamt 270 chinesische Saatgutunternehmen staatliche Zuschüsse erhalten, um ihre Züchtungskompetenz zu verbessern. Staatlichen Medienberichten zufolge züchten sie nun mehr als 60 Prozent der neu zugelassenen nationalen Sorten.

Ferner hat sich der Sektor, der in der Vergangenheit von Fälschungen und minderwertigen Produkten geplagt war, verbessert, nachdem die Behörden im Rahmen der Initiative drei Jahre lang hart durchgriffen. So seien die Zahl der saatgutspezifischen Fälle vor Gericht von Jahr zu Jahr zurückging.

China will mit der langfristigen Speicherung und Erhaltung genetischer Ressourcen die Ernährungssicherheit auf lange Sicht sicherstellen, was nicht zuletzt auch mit Blick auf die Folgen des Klimawandels für bessere Steuerungskapazitäten in der Landwirtschaft sorgen dürfte.