Covid-19-Impfung: Auf der Suche nach den 95 Prozent Wirksamkeit

Seite 2: Die Zulassung

Das Gutachten der Ema zum Antrag von Biontech auf Notfallzulassung vom 19. Februar 2021 sollte Klarheit schaffen. Dort heißt es explizit:

Derzeit ist nicht bekannt, ob der Impfstoff vor asymptomatischen Infektionen schützt und wie er sich auf die Virusübertragung auswirkt. Die Dauer des Schutzes ist nicht bekannt.

Ema, S. 97

und

Die Zulassungsstudie war nicht darauf ausgelegt, die Wirkung des Impfstoffs gegen die Übertragung von Sars-CoV-2 bei Personen zu bewerten, die nach der Impfung infiziert sind. Die Wirksamkeit des Impfstoffs bei der Verhinderung der Sars-CoV-2-Ausscheidung und -Übertragung, insbesondere bei Personen mit asymptomatischer Infektion, kann erst nach der Zulassung in epidemiologischen oder spezifischen klinischen Studien bewertet werden.:Ema, S. 132

Auf Nachfrage von Telepolis schreibt Biontech, dass die Studie auf die Beurteilung der Wirksamkeit zum Schutz vor Erkrankung, nicht aber vor einer asymptomatischen Infektion angelegt war.

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) bestätigt indirekt, dass keine Daten zur Verhinderung von Infektionen beim Beginn der Impfkampagne vorlagen. Das Ministerium spricht auf Anfrage von Telepolis von einer "aktiven Immunisierung zur Vorbeugung von Covid-19". Die Stelle der Antwort im Wortlaut:

Die Indikation von Comirnaty® gemäß der Zulassung ist die aktive Immunisierung zur Vorbeugung von Covid-19 durch Sars-CoV-2 (siehe öffentliche Bewertungsberichte und Produktinformationstexte der zugelassenen Covid-19 Impfstoffe). In den zulassungsrelevanten klinischen Studien wurde die Wirksamkeit gegen symptomatische Covid-19 Erkrankungen untersucht. Zum Zeitpunkt der Zulassung lagen keine Studienergebnisse zur Schutzdauer des Impfstoffs vor.

BMG

An dieser Stelle gilt erst einmal festzuhalten, dass die Impfkampagne mit Hinweisen auf einen Schutz vor Infektion dank der Impfung zu einem Zeitpunkt begann, als darüber aber keinerlei Erkenntnisse vorlagen.

Spahns Aufruf an die Ärztinnen und Ärzte: "Lassen auch Sie sich impfen! Sie haben eine doppelte Verantwortung. Sie sind Vorbild für viele und Sie schützen sich und andere", entbehrte damals einer fundierten wissenschaftlicher Basis, weil es schlichtweg keinerlei Erkenntnisse über den Schutz vor asymptomatischer Infektion zu diesem Zeitpunkt gab.

Konkrete Zahlen zu einem möglichen Schutz vor einer asymptomatischen Infektion erschienen erstmals zwei Monate nach dem Startschuss für die Impfkampagne, am 24. Februar 2021 mit einer Studie über die Situation in Israel. Konkrete Zahlen für Deutschland gab es erst später.

Die wiederholte Anfrage von Telepolis an das Gesundheitsministerium, wann erstmals konkrete Zahlen für den Schutz vor Infektion in Deutschland vorlagen, konnte innerhalb eines Monats nicht beantwortet werden und das Ministerium bittet weiterhin noch um etwas weitere Geduld. Das RKI erklärte auf Anfrage von Telepolis:

Im Mai 2021 lagen dem RKI Daten aus fünf Studien vor, sodass erste Aussagen zur Impfeffektivität gegen asymptomatische Infektionen getroffen werden konnten und veröffentlicht wurden.

RKI

Das RKI veröffentlichte grundsätzlich keine Zahlen über den Schutz vor asymptomatischer Infektion aus dem einfachen Grunde, dass Geimpfte im Gegensatz zu Ungeimpften nur sehr selten testen ließen.

Ein Telepolis-Artikel des Autors hatte sich im August 2022 auf die Suche nach dem Infektionsschutz der Impfung gemacht. Der Suche gestaltete sich nicht einfach. Im Artikel heißt es:

Ende April beendete das RKI die wöchentliche Veröffentlichung der Daten zur Impfwirksamkeit. Im Wochenbericht vom 5. Mai ist zu lesen:

"Ab dem heutigen Donnerstag sind im Covid-19-Wochenbericht des RKI keine regelmäßigen Auswertungen zur Wirksamkeit der Covid-19-Impfung mehr vorgesehen; detailliertere Auswertungen werden künftig in einem separaten Bericht in größeren Intervallen erfolgen." (Wöchentlicher Lagebericht des RKI, 05.05.2022)

Erst am 7. Juli, also mehr als zwei Monate später, erschien dann der Bericht Monitoring des Covid-19-Impfgeschehens in Deutschland. In der Tat ist der Bericht sehr detailliert, allerdings vermisst man eine Darstellung über die Impfwirksamkeit zur Verhinderung symptomatischer Erkrankungen, so wie dies bis Ende April in der "Tabelle 3: Impfstatus der symptomatischen Covid-19-Fälle" aufbereitet wurde. Daten zu dieser hochrelevanten Frage? Leider Fehlanzeige.