Covid-19: Was hamstern, was vorbereiten?

Symbolbild: ChristianSW. Lizenz: BB BY-SA 3.0

Von den vielen kursierenden Tipps zur Notvorratshaltung wirken nicht alle der Gegenwart angepasst

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Wer derzeit in China oder in einer der italienischen Regionen lebt, in denen strenge Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Covid-19-Krankheit verhängt wurden, ist im Vorteil, wenn er sich rechtzeitig mit Lebensmitteln eingedeckt hat. Alleine schon deshalb, weil er sein Ansteckungsrisiko minimiert, wenn er möglichst selten zum Einkaufen muss.

Dazu, welche Lebensmittel und anderen Vorräte man sich für den Katastrophenfall zulegen sollte, kursiert eine Vielzahl von Tipplisten. Manche davon - wie etwa die "komplette Hamsterkauf-Liste" der Tageszeitung Die Welt lesen sich ein wenig wie von Vorbildern aus der Zeit des Warenangebots im Kalten Krieg abgeschrieben und enthalten zum Beispiel keine praktischen Ramen-Fertigsuppen, mit denen man im Katastrophenfall möglicherweise mehr anfangen kann als mit Dosenspargel und Rotkraut.

Verbote können im Katastrophenfall nachrangig erscheinen

Vorausgesetzt man verfügt über eine Möglichkeit, sie mit heißem Wasser aufzugießen - was bei einem Elektroherd oder einem Gasherd ohne eigenen Tank keine Selbstverständlichkeit ist. Wohl dem, der da über einen Holzofen verfügt, in dem sich auch Teile von Bäumen und Sträuchern verfeuern lassen, wenn der Vorrat an getrockneten Scheiten zu Ende geht. Dass das ebenso mögliche Verbrennen von Müll und Möbeln offiziell verboten ist, könnte manchen Besitzern (und vielleicht sogar manchem Juristen) im Katastrophenfall nachrangig erscheinen. Campingkocher, auf die das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe verweist, sind da weit weniger flexibel.

Ähnlich vorteilhaft wie ein Holzofen ist im Katastrophenfall eine Photovoltaikanlage - besonders dann, wenn sie mit einer leistungsfähigen Batterie kombiniert wird. Mit ihr lässt sich ein sonst nach einem Tag leerer Akku wieder aufladen, um sich über den Stand der Katastrophe zu informieren. Dass in so einem Fall auch alle Internetprovider ausfallen, muss durchaus nicht sein, wie im letzten Jahrzehnt die häufig überraschend gut funktionierende Versorgung in Bürgerkriegsländern wie Syrien zeigte.

Der offizielle Ratgeber des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Der offizielle Ratgeber des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hält sich mit detaillierten Angaben zum Notfallvorrat zurück und weist lediglich darauf hin, dass dieser auch ohne Kühlung möglichst lange haltbar sein, für mindestens zehn Tage reichen und auch Haustiere mit einbeziehen soll. Außerdem erinnert er daran, dass Menschen bis zu drei Wochen lang ohne Nahrung, aber höchstens vier Tage lang ohne Trinkwasser auskommen, das ebenfalls knapp werden kann (weshalb man 14 Liter vorrätig halten sollte).

Um auf eine Flucht oder Evakuierung vorbereitet zu sein rät das Amt darüber hinaus dazu, sich eine Dokumentenmappe für den Notfall anzulegen, in die man neben Kopien von Personalausweis, Reisepass und Führerschein auch Familienurkunden im Original und zahlreiche andere Nachweise legt. Die aufgeführten Unterlagen sind allerdings so zahlreich, dass sich eher das Mitführen einer kleinen Festplatte oder eines Mobilgeräts mit digitalisierten Variationen oder das Merken der Zugangsdaten für eine Cloud-Speicherung im Ausland aufdrängt.

Das "Notgepäck", in das diese Dokumentenmappe kommt, sollte darüber hinaus einen "Fotoapparat oder ein Fotohandy" [sic], die "persönlichen Medikamente", "Erste-Hilfe-Material", "Kleidung und Hygieneartikel für ein paar Tage", " Wetterschutzbekleidung", "wetterfeste Schuhe oder Gummistiefel", "Verpflegung für 2 Tage in staubdichter Verpackung", eine Wasserflasche, Essgeschirr und -besteck sowie "einen Schlafsack oder eine Decke" enthalten.

Das ebenfalls aufgeführte "batteriebetriebene Radio [mit] Reservebatterien" kann im Notfall dann nützlicher sein, wenn es nicht nur digitalen Empfang erlaubt. Denn auch wenn die deutschen UKW-Sender wie geplant zwischen 2025 und 2028 abgeschaltet werden stehen weiterhin Mittel- Kurz- und Langwellensender zur Verfügung - auch und gerade aus dem Ausland. Die jüngere Geschichte zeigte, dass von dort in Kriegs- und Katastrophenfällen manchmal verlässlichere und nützlichere Informationen kamen als von den Einordnermedien der Länder, in denen sich die Geschehnisse hauptsächlich abspielten.

Nicht angesprochen wird in der offiziellen deutschen Notfallbroschüre, wie man sich verhalten soll (oder wird), wenn es bei länger andauernden Ausnahmesituationen zum Streit um Lebensmittel oder Energieträger kommt. Dafür sind solche Situationen in fiktionalen Schilderungen sehr präsent und dominieren das Genre Postapokalyptik zu einem guten Teil (vgl. Serien vor der Serienblüte). Aber auch dann, wenn ein Ausnahmezustand objektiv noch nicht sehr lange andauert, kann es bei manchen Menschen zu Panikreaktionen kommen. Benzodiazepine, die hier ohne Einsatz von unmittelbarem Zwang beruhigen, sind jedoch in deutschen Apotheken nicht frei verkäuflich, weil sie über ein sehr nachhaltiges Suchtpotenzial verfügen.

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