Das Böse ist immer und überall

Mit dem Kannibalismus-Fall ist einmal wieder das Internet verdächtig geworden, das das Ausleben von Obsessionen aller Art begünstigen kann

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Der Kannibalismus-Fall, der in den Medien weltweit ausgebreitet wurde und wird, weckt auch wieder Ängste vor dem, was das Medium Internet ermöglichen oder freisetzen könnte. Bekanntlich hatte Armin M. sein offenbar freiwilliges Opfer über eine Anzeige in einem Kannibalismusforum gefunden und dann das Treffen ausgemacht, das schließlich zum Tod des 41-jährigen Berliners vorlaufender Kamera geführt haben soll. Ähnlich wie für Kinderpornografie, Gewaltausbrüche oder andere Untaten wird auch jetzt das Medium mit seinen dunklen, unkontrollierbaren Seiten teilweise für schreckliche Wirklichkeiten verantwortlich gemacht - wenn auch bereits weitaus vorsichtiger, als dies früher der Fall war. Wenn das so ist, so liegt natürlich die Frage auf dem Tisch, ob und was man tun könnte, um einen mutmaßlichen negativen Einfluss des Internet einzudämmen.

Die ersten Reaktionen in den Medien auf den Kannibalismus- oder Menschenopfer-Fall, bei dem offenbar auch das Opfer unter laufender Kamera - mit Ausblick auf Ruhm und Unsterblichkeit? - erst einmal seinen eigenen, zuvor irgendwie abgeschnittenen Penis mit verzehrt haben soll (was nicht ganz einfach vorzustellen ist), bis er getötet und teilweise verspeist wurde, bestanden auch aus Medienkritik. Wie kommen Menschen auf solche Ideen - die sie natürlich auch in Büchern gelesen, in Filmen gesehen oder in Gespräche diskutiert haben können?

Zu befürchten ist freilich, dass die möglichen Ansätze einer wichtigen Diskussion so schnell wie die Schlagzeilen wieder verschwinden werden. Tatsächlich beschäftigen sich unsere, noch immer auf den Körper fixierten Gesellschaften weitaus eher mit Grenzwerten irgendwelcher Substanzen als mit einer Technologiefolgenabschätzung der Medien, die unsere Gesellschaften mitsamt unseren Erwartungen, Ängsten und Wirklichkeitseinschätzungen tiefgreifend und nachhaltig umkrempeln - was freilich keineswegs erst mit Gewaltdarstellungen oder besseren Kommunikationsmöglichkeiten beginnt.

Extreme Interessen verstärken und bestätigen sich

"Ok I have a fantasy of being butchered alive or driven down onto a stake till I die. Can anyone help me live it out? I am 22 yrs of age, Red hair, green eyes, 5'6, 112lbs and size 36b tits. I dont want to be kept as a slave, I just want to die." - Kara in einem Forum, indem auch ein Franky, vielleicht der mutmaßliche Täter aus Rotenburg, aktiv war

Insgesamt scheint man ein wenig vorsichtiger geworden zu sein, was eine schnelle Ursachenidentifizierung angeht. Im Fall des Erfurter Amokläufers war man da noch schneller zur Hand und hat zuerst auf die Computerspiele verwiesen. "War an der Bluttat von Rotenburg das Internet schuld? Wohl kaum", schreibt Claus-Peter Müller in der FAZ, um dann ausführlich auf die angeblich stetig wachsende dunkle Seite des Internet einzugehen, aber auch, um gleich wieder doch eine etwas kleiner gesetzte Schuldzuweisung zu machen: "Aber es hat zwei Menschen mit besonderen Neigungen zusammengebracht, die sich ohne elektronischen Datentransfer mit geringerer Wahrscheinlichkeit gefunden hätten."

Bild, für die die Tat natürlich selbst ein gefundener und medienkannibalistisch auszuschlachtender Quotenknüller ist, machte sich die Sache natürlich etwas einfacher: "Der Menschenfresser von Rotenburg - er suchte und fand sein Opfer im Internet. Denn das Netz hat viele, ganz, ganz dunkle Seiten." Der Focus, die Bild für die Menschen, die gerade ein paar Zeilen mehr als Bild-Leser durchhalten können und daher als Info-Elite bezeichnet werden, tischt eine "elektronisch vernetzten Szene der Kannnibalisten" auf, in der es womöglich weitere Bluttaten gegeben haben könnte. Spiegel online stellte das Internet als unheimliches verstärkendes Kontaktmedium dar, legt aber auch andere Verdachtsmomente aus, da der Vater Polizist gewesen sei und der Bruder Pfarrer wurde ...:

"Auf einigen der mittlerweile 162 Millionen Hosts im Netz treffen sich Gleichgesinnte jeder noch so abartigen Leidenschaft. Passende Gesprächspartner im Labyrinth der Internet-Kanäle zu finden ist ein Kinderspiel. Alle großen Provider oder Web-Portale bieten so genannte Newsgroups an, so was wie schwarze Bretter für Interessengemeinschaften. Vieles davon ist völlig harmlos, anderes schier unfassbar. 100 000 Newsgroups sind rund um den Globus geschaltet, in nur wenigen Minuten findet der Einsame zu Hause am PC über Suchbegriffe eine Clique, die sein Hobby teilt."

Natürlich wartet Bild wieder mit neuen Kenntnissen auf, die auf ein Kannibalen-Netzwerk verweisen. Angeblich habe der Täter der Polizei gegenüber gesagt, dass es noch mehr als ihn gebe:

"In Deutschland gibt es etwa 800 Kannibalen. Für mich kann ich sagen, ich würde nie eine Frau essen - sie sind für den Fortbestand der Menschheit zu wichtig. Das Sperma von Männern kann man einfrieren und damit auch nach seinem Tod Kinder zeugen. Aber Frauen sind unersetzlich für den Erhalt der Menschheit."

Dazu kann Focus nicht schweigen und titelt im üblichen verantwortlichen Journalismus: "Offenbar Hunderte Kannibalen unterwegs." Dafür äußert die Freundin von B. den Verdacht, dass dieser irgendwann nur noch am Computer saß, sich um seine schwulen Berliner Bekanntschaften gekümmert und sich darüber allmählich verändert habe.

Sonst hätten sie sich nie getroffen ...

"Das Internet ist nicht die Ursache von Morden wie dem von Hessen, weder mit Gore, noch Snuff, noch Kannibalen-Gruppen", meint etwa Frank Patalong in Spiegel Online, nachdem er erst einmal ausführlich das existierende Schreckliche und die korrespondierende Schaulust durchgegangen hat. "Aber es ist der Kommunikationsweg, der es ermöglicht, dass sich Irre und Verirrte, Kranke und Perverse treffen, die sich sonst nie getroffen hätten."

Das aber ist ein geradezu abwegiges Argument, denn damit könnte man die Welt selbst, die Städte, Straßen, Autos, Zeitungen, Briefe, Telefone und ansonsten beliebig Vieles in Frage stellen, was eine Kontaktaufnahme ermöglicht. Gleichwohl, Medien scheinen sich darauf einzuschießen - was ihrer eigenen "Unschuld" dient -, dass nicht Berichterstattung über Obsessionen oder Darstellungen von ihnen wirklich gefährlich ist, sondern erst die Möglichkeit, die eben das Internet bietet, auch gleich in Kommunikation mit Gleichgesinnten zu treten. Das Internet also gleicht einem verführerischen Straßenstrich, weil er auch Kommunikation und dann Aktion zulässt, während Medien wie Zeitungen, Fernsehen oder Kinos davor haltmachen. Wann freilich reflektieren Medien wie Bild über ihre eigene Berichterstattung? Schließlich könnte die Dämonisierung des Verruchten auch eine mögliche Falle sein, die überhaupt erst das Interesse weckt.

"Bist Du zwischen 18 und 25 Jahren alt, normal gebaut und gesund. Ist es Dein Wunsch Deinem Leben ein Ende zu setzen, aber möchtest Du da noch was vernüftiges aus Dir wird, dann komm zu mir. Ich werde Dich schlachten und Deinen Körper verwerten, in Leckere Schnitzel und Steaks.

Interesse, dann bewerbe Dich bitte mit Angabe von Alter, Größe und Gewicht, am besten mit Foto.

Franky" - 22.2.2002. Franky nannte sich auch Armin M.

Beim Internet scheint man aufgrund solcher Einsichten schnell bei der Hand zu sein, eine Zensur etwa durch Filter zu befürworten, wie sie auch aus unterschiedlichen Gründen in autoritären Staaten wie Saudi-Arabien oder China praktiziert wird, um das Böse vor den Menschen abzuhalten, das nicht im eigenen Land strafrechtlich verfolgbar ist. Man würde aber wohl kaum Befürworter etwa für eine flächendeckende Überwachung von Telefongesprächen finden, so dass bei Erwähnung von Worten wie "Kannibalismus" die Verbindung gleich getrennt würde. Man kann sich auch nur schwer vorstellen, dass auch ein Briefverkehr auf entsprechende Weise überwacht und unterbunden werden kann. Vielleicht also neigt man dazu, weil das Medium neu und vor allem weil es technisch einfacher möglich ist, im Internet viel schneller für Verbote mit präventiven Absichten zu plädieren.

Das Internet konfrontiert die Kulturen mit der Globalität - und der Relativierung mancher Ansichten

Schuldzuschreibungen an Medien oder andere äußere Einflüsse sind natürlich altbekannt. Was Menschen zu bösen Taten anstiftet oder verführt, ist ebenso Thema aller Religionen wie der Versuch, das Böse zu verbannen oder zu bekämpfen. Der Sturz aus dem Paradies ist zwar nicht wieder rückgängig zu machen, wohl aber gibt es eine jahrtausendlange Tradition religiöser und staatlicher Autoritäten, mutmaßlich schlechte Einflüsse zu zensieren und zu verbannen, um zu verhindern, dass die Seelen der Menschen durch Berührung mit ihnen selbst zum Bösen verführt werden.

Besonders in der Kritik standen bei den monotheistischen Religionen neben der Schrift natürlich Bilder und Darstellungen, die desto gefährlicher als Meme wirken, je realistischer sie sind. Die Bilderverbote in der muslimischen und jüdischen Religion sind dafür ein deutliches Zeichen, und auch in der christlichen Religion waren zu Zeiten Bilder unerwünscht, kam es zu Bilderstürmen, wurde Zensur ausgeübt und das Böse auch in Gestalt anderer Menschen bekämpft und ausgerottet. Kulturen unterscheiden sich bekanntlich auch durch das, was sie zulassen und was sie verbieten. Dazu kommen die Gesetze, die je nach Staat und herrschender Kultur das Verbotene definieren und mit Strafe belegen. Und das kann sich durchaus schnell ändern.

Hätte Armin M. ohne das Internet sein Opfer nie kennen gelernt? Hat das Internet ihn und Bernd Jürgen B., der sich als Opfer für die rituelle oder perverse Schlachtung zur Verfügung gestellt hat, erst zur Verwirklichung der Tat angeregt und zur Durchführung beigetragen? Hätten beide ohne das Internet ihre Fantasien nicht umgesetzt? Wären diese womöglich gar nicht so drängend geworden, wenn nicht die Anregungen aus dem Internet und das Erkennen von weiteren Anhängern dieser Ideen sowie der virtuelle Kontakt mit diesen vorhanden gewesen wären? Also: Würden solche Taten nicht begangen, wenn der Zugang zu entsprechenden Informationen im Web, zu Chats oder Foren nicht möglich wäre? Und wo sollen die Grenzen zwischen Fantasien und einer Anstiftung gezogen werden, was auch damit zusammenhängt, wie man Öffentlichkeit und Privatheit im Netz definiert.

Das wären Fragen, deren abschließende und vor allem zufriedenstellende Beantwortung allerdings kaum je zu erzielen sein wird. Gleichwohl, sie müssen beantwortet werden, auch um die Meinungsfreiheit und die Anonymität im Internet zu wahren. Der Kannibalismusfall hat, wie zuvor Diskussionen über Selbstmordforen oder Online-Killerspiele, die Notwendigkeit nur wieder aufgezeigt, auch wenn der Straftatbestand über die aktuelle, zwischen Faszination und Schrecken schwankende Thematisierung einer Tötung auf Verlangen weder völlig unumstritten noch zu allen Zeiten einsichtbar sein dürfte. Aber sowohl moralisch in einer Gesellschaft Anstößiges als auch Gesetze und tiefsitzende Tabus werden tatsächlich durch das Internet noch einmal stärker als bisher unter Druck gesetzt, weil es ein globales Medium ist, das alle Kulturen und Staaten, deren Mitglieder Zugang zum Netz haben, mit ihren Wertvorstellungen aufeinander treffen lässt.

Selbst bei einhellig verurteilten Tatbeständen wie der Kinderpornografie sind die Grenzen fließend und von Kultur zu Kultur unterschiedlich (Es gibt einen Unterschied zwischen Simulation und Wirklichkeit). Ab wann handelt es sich um Kinder? Sind auch Darstellungen von Erwachsenen, die wie Kinder erscheinen, zu verbieten? Welche Darstellung eines kindlichen Körpers könnte für entsprechend Interessierte bereits anregend wirken? Sollten auch Bilder, die nur simulierte Kinder zeigen, verboten sein? Welche Art der Auseinandersetzung mit der Sexualität von Kindern und von Pädophilen soll stattfinden dürfen?

Das ist, was man nicht vergessen sollte, auch eine gewaltige Chance zur Herausbildung einer globalen Kultur, in der auch grundlegende Normen wie die Menschenrechte tatsächlich weltumspannend Beachtung finden können. Es geht, man sollte es nicht vergessen, wenn nicht ein national durch Filter oder anderweitig abgeschlossenes Schrumpfinternet angestrebt wird, wie es auch totalitäre Staaten - allerdings bislang nur sehr lückenhaft - suchen, um ein globales Kommunikations- und Informationsmedium, das selbstverständlich die Kulturen und damit auch manche moralischen Einstellungen verändern wird.

Offene Gesellschaften sollten mit präventiven Verbotsmaßnahmen vorsichtig umgehen, nicht nur, weil damit auch die Meinungsfreiheit im eigenen Land gefährdet wird, sondern auch, weil das Internet als globales Medium tatsächlich eine demokratisierende Waffe zur Liberalisierung ist - politisch, aber auch moralisch und ethisch. Die Möglichkeit, weitgehend anonym im Internet kommunizieren und auch Informationen posten zu können, fördert nicht nur perverse und kriminelle Machenschaften, sondern ist auch für politische Oppositionelle wichtig. Das aber kann nicht daran hindern, dass eine Grenze zwischen Verbotenem und Zulässigem gezogen werden muss - unter Berücksichtigung der Globalität, wodurch sich nicht alles national oder kulturell Geschütztes oder Verpöntes erhalten lassen wird. Die Herausforderung sollte mithin nicht darin bestehen, die Gesetzgebung des jeweiligen Landes online zu spiegeln, sondern Wege zu finden, die einem globalen, interkulturellem Medium und damit auch einer kosmopolitischen Völkerverständigung angemessen sind - was heute wieder wichtiger denn je zu werden scheint.

Was tun?

Das Forum, in dem ein "Franky" und möglicherweise damit Armin M., seine Fühler nach neuen Opfern ausgestreckt hat, war relativ leicht zu finden, wenn man eine der Suchmaschinen bedient. Die meisten Teilnehmer hatten wohl eher eine vielleicht seltsame Lust, dort seltsame Dinge zu äußern, oft genug sind das (ironische oder kokette) Spielereien mit dem Verpönten, die wenig zu bedeuten haben. Aber hier mischen mitunter eben auch Menschen, die aufs Ganze gehen wollen - wie dies immer und überall geschieht.

Um das Böse - was auch immer es im einzelnen Fall sein mag und wer auch immer mit welcher Legitimation dies verordnen kann - für die Internetnutzer eines Landes aus der Welt verbannen, müssten zuerst die Suchmaschinen zensiert werden, wie dies ja auch bereits geschieht (Die Welt ist keineswegs alles, was Google auflistet). Das war im Kannibalismus-Fall nicht geschehen, weswegen Internetbenutzer wohl auch schnell die Website Necrobabes, die von einem Amerikaner betrieben wird, gefunden und versucht hatten, in Kontakt mit den Menschen dort zu treten oder diesen ihren Abscheu mitzuteilen. Einige hatten etwas hilflos das Forum mit Mails bombardiert. Bis es schließlich "vorübergehend" vom Netz genommen wurde - immerhin, aber sicherlich keine allgemeine Lösung. Die anderen "Inhalte", für die meisten Menschen wohl abstoßend, sind allerdings noch online - und könnten jederzeit wieder mehr oder weniger zufällig vorbeikommende Besucher (ganz zufällig wird dies aber wohl nicht sein) in Bann schlagen.

Was also tun? Wenn es sich nicht um gesetzlich verbotene Dinge handelt, die sich auf einem Server in dem jeweiligen Land befinden, wird es schwierig. Sollte eine Selbstzensur ausgeübt werden, die sich aber kaum international durchsetzen lassen und stets willkürlich bleiben wird? Filter wiederum könnten höchstens dann rechtsstaatlich durchgesetzt werden, wenn sie gezielt in einem Land verbotene Inhalte, nicht aber ganze Websites blockieren. Dafür müsste ein unheimlicher Aufwand getrieben werden, der aber einer Sisyphos-Arbeit gliche, weil Inhalte schnell von einer URL auf eine andere verschoben werden können und permanent Neues nachgeschoben wird. Wenn man nicht gleich ein nationales Internet mit starren Grenzen einrichtet, aus dem heraus es - zumindest für Fritzchen Doof - keinen direkten Zugriff auf das internationale Internet gibt, bliebe ansonsten nur eine Kombination aus Überwachung und Streife, um diejenigen zu erwischen, die in einem Rechtsraum Verbotenes begehen. Eine Variante wäre, alle Dienste zu verbieten, die es ermöglichen, ohne wirklichen Identitätsnachweis etwas im Internet zu machen. Das käme einer totalen Überwachung gleich und wäre wohl schlecht mit den Grundrechten zu vereinbaren.

Gerade zu Zeiten, in denen sich die Differenz von Kulturen weltweit wieder deutlich und auf explosive Weise ausprägt, wäre eine Auseinandersetzung über Normen und Werte - im und außerhalb des Internet - wichtiger denn je. Während der Westen unter der Führung der US-Regierung in einen Krieg gegen den muslimischen Terrorismus eintritt, wird in der muslimischen Welt der Kampf gegen die westliche Kultur und vor allem die Supermacht und Israel als Dschihad propagiert und legitimiert, wozu auch Selbstmordanschläge gehören, in denen Menschen ihr eigenes Leben einsetzen, um möglichst viele andere Menschen zu töten. Die politische Aktion ist zugleich eine religiöse, sie soll auch den persönlichen Gewinn garantieren, in den Himmel einzugehen. Selbstmordattentate und andere Anschläge werden im und außerhalb des Internet befürwortet, kaum jedoch strikt abgelehnt. Ähnlich scheint sich durchzusetzen, dass ein Mensch, wenn man ihn als Terroristen oder "feindlichen Kämpfer" brandmarkt, keine Rechte mehr genießt und ohne weiteres ohne Prozess eingesperrt oder getötet werden kann.

Nur ein offenes Internet wird, trotz und wegen aller dunklen Seiten, die sich bekämpfen lassen, wenn es um Straftaten geht, eine globale Diskussion und Verständigung ermöglichen. das ist eine einmalige und wirklich neue Chance, die man nicht vorschnell aufs Spiel setzen sollte, indem man fordert, dass auch Online gelten muss, was offline der Fall ist. Die Liberalen wären also dazu aufgerufen, nicht nur gegen Einschränkungen zu protestieren, sondern akzeptale Regeln für den globalen Salon und die de Sades zu suchen. Keine leichte Aufgabe, die man deswegen lieber anderen überlassen würde, um sein liberales Gewissen zu schonen. Doch andererseits wird das Böse und Perverse nicht aus der Welt zu eliminieren sein, vor allem nicht durch Medienzensur.