Das Handy zum Knuddeln

Telekommunikation für Gefühlsgehemmte?

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Küsse am Telefon auszutauschen ist nicht jedermanns Sache. In Anwesenheit des Chefs oder in der vollbesetzten U-Bahn ist es sogar durchaus peinlich. Nicht unbedingt weniger peinliche Abhilfe schaffen die Entwürfe des Mark Argo.

Design oder nicht sein, das nächste coole Telekommunikationszubehör entwickeln, das wollen sie alle. Schließlich zeigen Klingeltöne, Zusatzlämpchen und Videologos, für welchen Unsinn die Leute Geld auszugeben bereit sind ("Ich habe kaum noch Freunde, das gebe ich zu, aber ich habe viele Abonnenten").

Beim SMS hat sich bereits eine Kürzelsprache entwickelt, um Liebesschwüre ohne ständig verstauchte Daumen auf die Reise schicken zu können. Und zum virtuellen Umarmen geht dann je nach Stimmung ein hug, hug hug hug! oder huuuuugggg auf die Reise.

„Zu kompliziert“, dachte sich der Designer Mark Argo – und „zu viele Tastendrücke“. Easy Hugging ist angesagt. Und entwarf ein verdächtig aussehendes und drahtlos über Bluetooth ans Handy zu koppelndes Plastikteil namens Hugms, das man nun als Umarmender mehr oder wenig kräftig drückt und das dann vom zögerlichen hug über hhHHUUUUUUugg für „kurz und heftig“ bis zum hhhhhhuuuuuuuuuuggggggg für eine lange, erdrückende Umarmung entsprechende Kurzmitteilungen erzeugt..

Zusätzlich leuchtet das Hugms in bunten Farben (Blaulicht macht glücklich, Rotlicht heiß) auf, die es möglich machen, die Umarmung auch ohne Displayblick zu erkennen – solange einen nicht interessiert, wer einen da mobil umarmt. Kann ja schließlich jeder sein, es gibt auch Gruppenumarmungen und sicherlich bald auch Hug-Spam. Aber dafür kann jeder am leuchtenden Hugms sehen, wie begehrt man doch ist. Ähnlichkeiten mit bereits ausverkauften Sexspielzeugen sind zudem nicht von der Hand zu weisen, aber nein, vibrieren soll Hugms nicht…

Wem damit die privaten Umarmungen noch nicht öffentlich genug sind, der kann auch mit dot.dot.dot, einem Leuchtpunktdisplay, öffentlich machen, mit wem er genau gerade mobiltelefoniert: Chef, gute Freundin oder Bettgenosse. Vorausgesetzt, es bilden sich einheitliche Codes heraus oder die selbstgestrickte Animation ist plump genug, dass sie jeder Betrachter versteht