Das Netz ist voll von Internetpiraten

Die Software Business Alliance konstatiert Verluste durch Warez-Seiten in Höhe von einer Milliarde Dollar und fordert natürlich strengere Gesetze

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Die Softwarebranche hat ein schweres Leben, seitdem es das Internet gibt. Das meinte jedenfalls Robert Holleyman, Präsident der Business Software Alliance. Mindestens 500000 Warez-Websites gäbe es auf der ganzen Welt, die Raubkopien anbieten oder für sie werben. Andere bieten Seriennummern von Software oder Kennworte für gebührenpflichtige Websites oder Programme, mit denen sich die Verschlüsselung von urheberrechtlich geschützten Inhalten umgehen lassen.

Zu den 500000 Warez-Websites kämen noch "144000 Seiten mit geklauter Software, die durch sogenannte APPz-Websites zur Verfügung gestellt wird." Und dann gäbe es noch 46000 Crackz-Websites, die Seriennummern, Programme und Patches anbieten, um den Urheberrechtsschutz von programmen zu umgehen.

Durch die Warez-, Gamez-, Filez-, Crackz- oder Appz-Websites, die sich leicht über Suchmaschinen finden lassen, können Benutzer Programme, Musik, Spiele oder Filme herunterladen - angeblich im letzten Jahr bis zu einem Wert von einer Milliarde Dollar. Das alles könnte noch schlimmer werden, warnt die BSA, wenn schnellere Internetzugänge mit größere Bandbreite das Herunterladen noch problemloser machen. "Das ist notwendig, damit ECommerce sich durchsetzen kann", meinte der australische Chef der BSA, Jim McNamara, "aber wir sind trotzdem besorgt, weil man dann leichter an illegale Software herankommt. Softwarepiraterie und mangelnde Kontrolle würden den ECommerce insgesamt gefährden, meint Robert Holleyman. Nur durch einen stärkeren Schutz des geistigen Eigentums könne sich der ECommerce "gesund" entwickeln.

Überdies werde nicht etwa heimlich auf dem virtuellen Schwarzmarkt gehandelt, sondern alles geschehe ganz offen: "Sie sind ganz unverfroren. Sie machen nichts anderes. Sie bieten offen an, was sie anzubieten zu haben", ärgert sich Macnamara.

Und dann kommen sie auch noch mit juristischen Finten. So liest man etwa auf einer Seite (gulli.pcupdate.easyspace.com) den Hinweis: Wenn Sie irgendeiner Regierung, einer Anti-Privacy-Organisation oder einer ähnlichen Gruppe angehören oder früher dort angestellt waren, können Sie diese Website nicht betreten, auf eine der Dateien zugreifen und eine der HTML-Dateien anschauen." Die angebotenen Inhalte seien privates Eigentum und natürlich nicht zum Herunterladen oder Anschauen gedacht. Angeblich verletze man das Gesetz, wenn man die Website betritt, weil man die Vereinbarungen nicht eingehalten habe, die dies untersagen, weswegen man dann auch weder den Inhaber der Website noch den Internetprovider mit juristischen Schritten bedrohen könne.. Macnamara fordert natürlich, dass die Provider die Kontaktadressen der Betreiber der Websites bereit halten sollten, um sie bei Bedarf der Polizei mitzuteilen: "Wenn man einen Gerichtsentscheid hat, sollte man denjenigen, der dies tut, identifizieren und bestrafen können. Wir wissen oft nicht, wo sie leben, da keine Aufzeichnungen gespeichert werden."

Normalerweise werden die Warez- und Co-Websites jedoch nicht über Provider ins Netz gestellt, sondern durch kostenlose Dienste wie Geocities, bei denen man anonym bleiben kann. Ob die Zahl der Warez-Websites stimmt, ist natürlich genauso fraglich wie die Höhe der angeblichen Verluste durch sie. Angeblich habe die amerikanische Softwareindustrie alleine 1998 Umsätze von über 140 Milliarden Dollar gemacht. Da wären die Verluste durch die Piraterieseiten noch nicht einmal 1 Prozent.

Die BSA fordert die Gesetzgeber dennoch dazu auf, mit dem all dem Schluss zu machen. Strenge Urheberrechtsgesetz für permanente und temporäre Kopien werden gefordert, abschreckende Strafen, Identifizierung der Betreiber illegaler Websites durch die Provider, "sorgfältig definierte Haftbarkeitsregeln für Internetserviceprovider ohne Blankoausnahmen" und Gesetze, die das Umgehen von technischen Maßnahmen zum Schutz der Urheberrechte verbieten.