Das sind die Gewinner und Verlierer des Ukraine-Krieges

Seite 3: Der Gewinner: die Nato

Dass die Nato auch Kriegspartei ist, daraus wird in der Öffentlichkeit kein Geheimnis gemacht. Und dass nach Meinung des Verteidigungsexperten der Bundeswehr-Hochschule Hamburg, Stefan Bayer (tagesschau 24, 14.3.2022), auf vier Ebenen: Diplomatie, Öffentlichkeit, Wirtschaft und Militär.

Auf diplomatischer Ebene wird der russischen Regierung die Unnachgiebigkeit der Nato präsentiert. Das Bündnis weiß die Öffentlichkeit hinter sich in Form der blau-gelben Fähnchenschwenker. Sicherheitshalber wurde aber auch die Berichterstattung des Gegners ausgeschaltet, während die eigenen Medien an Kritik missen lassen.

Mit den umfangreichen Wirtschaftssanktionen hat die Nato Russland direkt angegriffen und zielt auf die Untergrabung der russischen Ökonomie. Russland soll sich seine Militärmacht wirtschaftlich nicht mehr leisten können und auf den Status eines abhängigen Rohstofflieferanten reduziert werden.

Mit Waffenlieferungen an die Ukraine hält die Nato den Konflikt am Kochen, ohne selbst Schaden zu nehmen. Den Versuchen osteuropäischer Ministerpräsidenten, die Nato direkt in das Kriegsgeschehen einzubeziehen, erteilt die Führungsmacht USA bislang die Absage.

Weltweite Demonstrationen gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine (21 Bilder)

Washington, D.C. am 6. März. Bild: Frypie / CC-BY-SA-4.0

Die Nato benutzt die Ukraine für die Schädigung Russlands – und nimmt dafür dort Tod und Zerstörung in Kauf. Das Bündnis präsentiert sich dabei ausgerechnet als "Friedensmacht": Mit überlegenem Gewaltapparat unbotmäßige Staaten bestrafen oder mit Krieg überziehen, wenn sie gegen die westliche "Sicherheitsordnung" verstoßen. Auf diese Art und Weise verteidigt sie eine "Ordnung", die für ernsthafte Konkurrenten keinen Platz lässt.

Das erfordert regelmäßig militärische Einsätze – wie in Afghanistan, dem Irak oder in Syrien. Dabei muss sie noch nicht einmal als Sieger in der Schlacht erscheinen, hinterlassen doch ihre Kriegseinsätze zerstörte Länder, die ohne Hilfe des Westens nicht auf die Beine kommen können; und so entweder als failed states sich selbst in ihrer Bedeutungslosigkeit überlassen bleiben oder sich dem Westen unterordnen.

In der Ukraine will die Nato mit ihrer massiven militärischen Unterstützung Russland ein "zweites Afghanistan" bereiten. Eine direkte Konfrontation steht nicht auf der Tagesordnung – noch nicht. Denn vielleicht ist der Ukraine-Krieg für Russland ein solches Desaster, dass es weiter entscheidend geschwächt wird.