Dauerhafte Besetzung der Ukraine? Ein russisches Dilemma

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Selbst treueste Loyalisten hinterfragen inzwischen Präsident Putins Kriegsführung. Ohne den Angriff an sich abzulehnen, fragen sie kritisch, wie es weiter gehen soll.

Nach vielen Wochen Medienpause meldete sich der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Dienstag mit der Zwischenbilanz der "militärischen Sonderoperation", wie der russische Angriff auf die Ukraine offiziell genannt wird, zurück: Die Hauptaufgaben deren "ersten Phase" seien erfüllt und die Streitkräfte der Ukraine hätten erheblichen Schaden erlitten, so Schoigu. Jetzt könne man sich auf das Hauptziel konzentrieren - "die Befreiung des Donbass".

Die zahlreichen toten Zivilisten sprach Schoigu allerdings nicht an; die Größe der offiziell gemeldeten Verluste der russischen Armee zum 25. März – 1351 Gefallene und 3825 Verwundete – darf nach einem neuen Gesetz ebenfalls nicht hinterfragt werden. Nichts darf die Menschen von dem Glauben abbringen, dass alles nach dem großen Plan "von oben" läuft.

Viele Meldungen von der Front wirken deshalb aktuell wie eine Täuschung, aber nicht was die Entschlossenheit der russischen Führung angeht, die "Sonderoperation" zu Ende zu bringen. Sie würde in der Ukraine fortgesetzt, bis "die gesetzten Ziele" erreicht worden seien, resümierte Schoigu.

Aber was sind eigentlich die Ziele der "nächsten Phasen", abgesehen von der "Befreiung" - sprich Eroberung - des Donbass? Oberbefehlshaber Putin sprach in seiner Kriegsrede vom 24. Februar zwar von "Entmilitarisierung" und "Entnazifizierung", versicherte jedoch, dass eine dauerhafte Besetzung der Ukraine nicht geplant sei. Vieles läuft für ihn seitdem offenbar nicht wie erwartet, so dass es bereits selbst in den obersten Etagen der Propagandaküche nicht ganz nach Plan brodelt.