Der feste Arbeitsplatz ist weiterhin die Norm

Eine britische Studie widerlegt einige häufig geäußerte Annahmen

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In der Informationsgesellschaft müssen die Menschen oft ihren Arbeitsplatz wechseln, flexibel sein und neue Arbeitsverhältnisse eingehen, vor allem können sie nicht mehr erwarten, über lange Zeit oder gar fürs Leben bei einem Arbeitgeber angestellt zu sein. Dieses Credo der Neoliberalen und ihrer Kritiker geht ofensichtlich an der Wirklichkeit (noch) vorbei. Zumindest in Großbritannien.

1998 hatte der Economic and Social Research Council (ESRC) ein Forschungsprogramm zum Thema Zukunft der Arbeit gestartet, in dessen Rahmen eine Befragung von 2.500 arbeitenden Menschen durchgeführt wurde, die in einem repräsentativen Querschnitt von Berufen und Stellungen tätig waren. Die Studie ist mit einer Befragung aus dem Jahr 1992 vergleichbar.

Nach der Studie hatten im Jahr 2000 92 Prozent der Angestellten feste Arbeitsverträge. Das sind 4 Prozent mehr als 1988. Durchschnittlich bleiben die Angestellten auch länger bei einem Arbeitgeber als noch vor einem Jahrzehnt, nämlich im Durchschnitt sieben Jahre und vier Monate lang. Es sei mithin ein Mythos, so das Ergebnis der Befragung, dass der Anteil der Menschen in Großbritannien zugenommen habe, die kürzere Zeit bei mehr Arbeitgebern tätig sind.

Der feste Arbeitsplatz sei noch immer die Norm, Selbstangestellte, die etwa einer "Portfolio"-Arbeit nachgehen, seien noch sehr selten. Manchen sahen eine solche Tätigkeitsform, bei der ein Mensch mehrere Kompetenzen besitzt und auch für mehrere Unternehmen arbeitet, als nahe Zukunft, die von den Menschen eine größere Flexibilität und Selbständigkeit bei gleichzeitigem Aushalten der Unsicherheit verlangt. Auch die Telearbeit hat mit dem Einzug der vernetzten Computer nicht groß zugenommen: "Der Übergang zu temporären, kurzfristigen oder Halbtagsstellen ist übertrieben worden." Trotz der weiterhin bestehenden langen Arbeitsverhältnisse nahm jedoch die von den Angestellten geäußerte Treue zu ihren Arbeitgebern ab.

Das mag auch damit zu tun haben, dass die Meisten der Meinung sind, sie würden härter und länger als früher arbeiten. Nur 16 Prozent der männlichen Angestellten gaben an, mit ihrer Arbeitszeit zufrieden zu sein. 1992 sagten dies noch 36 Prozent. Vor allem Angestellte in höheren Positionen meinten, sie würden gerne lange arbeiten, weil die Tätigkeit sie befriedige. Fast die Hälfte der Männer und ein Drittel der Frauen berichteten hingegen, sie würden häufig Überstunden machen, vornehmlich, um Termine einzuhalten und/oder mehr Geld zu verdienen, aber 75 Prozent auch, weil dies einfach von ihnen jetzt verlangt werde.

Klar ist jedoch der Trend, dass zunehmend mehr Menschen Kenntnisse für den Umgang mit neuen Informationstechnologien in allen Tätigkeitsbereichen benötigen. Trotzdem haben noch immer mehr Menschen einen Computer Zuhause als am Arbeitsplatz. Besonders bei den an- und ungelernten Arbeitern ist das auffällig, aber auch wenig verwunderlich. Nur 15 Prozent benutzen während der Arbeit das Internet, Zuhause haben immerhin schon 41 Prozent einen Computer und darüber wahrscheinlich meistens auch einen Zugang zum Netz.