Deutsche und französische Staatsführung verhandeln über Sahel-Einsatz

Karte: TP

Einer Konferenz in N'Djamena sind auch Emmanuel Macron und Heiko Maas zugeschaltet

Seit heute Morgen verhandeln in N'Djamena, der Hauptstadt des Tschad, die Staatschefs aus dem Tschad, dem Niger, Mauretanien, Burkina Faso und Mali über die Bekämpfung von Dschihadisten in der mittleren und westlichen Sahelzone. Alle diese Staaten gehörten früher zum französischen Kolonialreich. Deshalb gibt es auch heute noch enge wirtschaftliche und personelle Verflechtungen mit Frankreich.

Vier Problemländer und der starke Tschad

Darüber hinaus entsenden die französischen Staatsführungen manchmal Truppen, wenn es in einem oder mehreren der Länder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommt. Das war unter anderem in Mali der Fall, wo 2012 ein Bündnis aus Tuareg-Separatisten und Dschihadisten den Norden des Landes eroberte (vgl. Instabile Grenzkorrektur und Salafisten zerstören Timbuktu). Die dort beteiligten Volks- und Gotteskrieger setzten sich teilweise in den benachbarten Niger ab, der auch durch Boko-Haram- und IS-Terroristen aus dem südlich davon gelegenen Nigeria unter Druck steht (vgl. Boko Haram greift jetzt auch Ziele in der Republik Niger an).

Auch Burkina Faso (vgl. Al-Qaida bekennt sich zu Hotelgeiselnahme in Burkina Faso) und Mauretanien (vgl. Abolitionist soll "die Scharia in ihrer strengsten Auslegung" zu spüren bekommen) bringen in das "G5" benannte Sahel-Bündnis zur Sicherheitszusammenarbeit eher Probleme als Lösungen ein. Nur der Tschad wurde bislang verhältnismäßig gut mit den Saheldschihadisten fertig - sowohl im Inland, als auch im Niger und in Mali, wohin er auf Bitten der dortigen Staatsführungen Truppen entsendete.

Die Armee des Tschad gilt als ausgesprochen schlagkräftig und erfahren, seit sie in den 1980er Jahren einen technisch und finanziell weit überlegenen Muammar al-Gaddafi besiegte, der Libyen damals den Aouzou-Streifen eingliedern wollte - und diese gut ausgebildeten Soldaten sorgten bei der Opération Serval auch in Mali maßgeblich dafür, dass die Dschihadisten schwere Verluste erlitten und sich zurückziehen mussten.

Maas bekam von der SPD das Afghanistan-Rezept mitgegeben

Ob das für die ebenfalls beteiligte deutsche Bundeswehr im selben Ausmaß gilt, ist fraglich. Sie konzentrierte sich bislang eher auf Aufgaben wie die Ausbildung einer Malischen Armee - und auch das nur mit Beobachtern zufolge bedingtem Erfolg. Trotzdem besteht die französische Seite Medienberichten nach darauf, dass die Deutschen ihr "Engagement" ausweiten.

Deshalb ist der Konferenz auch der deutsche Außenminister Heiko Maas zugeschaltet. Er hat von seiner Partei, der SPD, ein "Positionspapier" mitgegeben bekommen, in dem es heißt ein Abzug sei "trotz der durchwachsenen Erfolgsbilanz des bisherigen Engagements […] keine Option". Die Sozialdemokraten glauben, dass der militärische Erfolg mit mehr "sozialem Engagement" kommen könnte. Ein Rezept, das man in Afghanistan bereits ausprobiert hat - und das dort nicht funktionierte (vgl. Öffentliche Toiletten bauen, die keiner benutzt, und Kinderspielplätze, wo die Kinder drum herum spielen).

Französischer Generalstabschef erwartet keinen Sieg

Möglicherweise ist die Sichtweise von General François Lecointre, dem Generalstabschef der französischen Streitkräfte, realistischer: Er sagte dem Verteidigungsausschuss der französischen Nationalversammlung unlängst, dass man im Sahel keinen Sieg erwarten könne, weil Dschihadisten dort nach jedem Einsatz neu auftauchen wie im Spiel Jeu de la taupe (vgl. Wenn der Staatsfunk die Völker verwechselt). Mit dieser Ansicht steht er in Frankreich nicht ganz alleine da, weshalb der Sahelkrieg auch bei der Wahl eine Rolle spielen könnte, der sich Francois Macron im nächsten Jahr stellen muss.

Damit er nach 57 in Afrika gefallenen Franzosen mit einer Truppenverringerung argumentieren kann, setzt der Präsident außer auf die Deutschen auch auf schlagkräftigere Verbündete: Auf den Tschad, der weitere acht Bataillone entsenden soll, auf den neuen US-Außenminister Anthony Blinken, von dem auf der Konferenz eine Videozuschaltung erwartet wird, und auf eine Beteiligung weiterer Länder an der "europäischen Kampftruppe" Takuba. Truppen aus Schweden, Tschechien und Estland sollen dem Willen der Pariser Staatsführung nach nicht nur welche aus Ungarn, Griechenland und Dänemark, sondern auch aus Serbien und der Ukraine folgen.

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