"Die Folgen werden katastrophal sein"

Forschungsreaktoren FRM I und II in Garching bei München. Archivbild (2012): Heedmane/CC BY-SA 3.0

Energie- und Klimawochenschau: Von harschen Warnungen, ausgebrannten Forstleuten, Rassismus bei Tesla und Münchens Bombenstoff

Anfang letzter Woche hat der sogenannte Weltklimarat, der IPCC, einen neuen Bericht veröffentlicht, der alle Alarmglocken hätte schrillen lassen sollen. Soll noch Schlimmeres verhindert werden, muss sofort mit der drastischen Verminderung der Treibhausgasemissionen begonnen werden.

Doch diese steigen munter weiter, und den hiesigen Medien waren die alarmierenden Nachrichten der Wissenschaftler kaum mehr als eine Randnotiz wert. Auch die aufrüttelnde Rede des UN-Generalsekretärs António Guterres, die dieser aus Anlass der Veröffentlichung des Berichts hielt, fand kaum Beachtung.

Die Wiener Wochenzeitung Falter hat Guterres Anklage nun ins Deutsche übertragen. Eine wirklich lohnende Lektüre:

Wir befinden uns auf der Überholspur zur Klimakatastrophe: Große Städte unter Wasser. Noch nie dagewesene Hitzewellen. Schreckliche Stürme. Weit verbreitete Wasserknappheit. Das Aussterben von einer Million Pflanzen- und Tierarten.

Dies ist keine Fiktion oder Übertreibung. Die Wissenschaft sagt uns, dass dies das Ergebnis unserer derzeitigen Energiepolitik sein wird. Wir steuern auf eine globale Erwärmung zu, die mehr als doppelt so hoch ist wie die 1,5-Grad-Grenze, die in Paris vereinbart wurde.

Einige Regierungschefs und Wirtschaftsgrößen sagen das eine – aber tun das Gegenteil. Kurz gesagt: Sie lügen. Die Folgen werden katastrophal sein.

António Guterres, UN-Generalsekretär

Regierungen und Unternehmen, die hohe Emissionen verursachen, würden sich nicht nur blind stellen, sondern auch noch das Feuer weiter anheizen. Zu den derart hart angegangenen gehört übrigens auch die Bundesregierung.

Deutschland hat 2021 762 Millionen Tonnen Kohlendioxid und andere Treibhausgase (ausgedrückt in CO2-Äquivalenten) ausgestoßen, gut neun Tonnen pro Einwohner. Die Pro-Kopf-Emissionen Chinas liegen hingegen bei etwa 7,3 Tonnen pro Jahr, die Indiens noch unter zwei und die Bangladeschs bei 0,5 Tonnen pro Jahr.

Deutschland lebt also – wie der größere Teil der westlichen Welt und einige andere Länder wie zum Beispiel Russland – noch immer auf Kosten des Rests der Welt, aber die Berliner Ampelkoalition hat sich nicht einmal eindeutig auf einen Kohleausstieg bis 2030 festlegen können. Auch ist sie selbst jetzt nicht, da sie sich angeblich unabhängig von russischem Gas und Öl machen will, nicht in der Lage den Treibstoffverbrauch durch Tempolimits zu verringern.

Da nützt es auch nichts, dass diese nun wirklich einfach und schnell einzuführen wären. Nebenbei hätten sie auch noch einige erfreuliche Nebeneffekte, wie weniger Unfallopfer und weniger Schadstoffausstoß.

Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) könnten die Treibhausgas-Emissionen um jährlich zwei Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduziert werden, wenn es auf den Autobahnen ein generelles Tempolimit von 120 Kilometer pro Stunde gäbe. Tempo 130 würde noch 1,5 Millionen Tonnen Emissionen einsparen und Tempo gar 4,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr.

Mehr Forstleute

Auch hierzulande macht sich der Klimawandel längst schmerzlich bemerkbar und vermittelt und eine erste Idee von der großen Klimakrise, vor der der UN-Generalsekretär so eindringlich warnt und auf die der Planet zusteuert.

Eines der offensichtlichen Zeichen – zumindest für jene, die hin und wieder die Stadt verlassen und übers Land fahren – ist der erbarmungswürdige Zustand der Wälder.

Denen hat die Trockenheit der vergangenen Jahre arg zugesetzt, und den in den Wäldern beschäftigten Forstleuten ebenso. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Schleswig-Holstein Nord weist darauf hin, dass viele von ihnen erheblich überlastet sind.

In einer bundesweiten Umfrage hätten neun von zehn Befragten angegeben, dass es im jeweiligen Betrieb nicht genügend Mitarbeiter gebe, um die anfallende Arbeit zu schaffen. 70 Prozent der Befragten hätten berichtet, durch die Arbeit "emotional ausgelaugt" zu sein.

Rund 11.000 zusätzliche Forstleute sind nach Einschätzung der Gewerkschaft derzeit notwendig, um die aktuellen Aufgaben zu bewältigen. Hinzu komme, dass ein großer Teil der Beschäftigten in den nächsten Jahren aus dem Berufsleben ausscheidet, ohne dass ausreichend Nachwuchskräfte in Sicht seien.

Entsprechend fordert die IG BAU mehr Ausbildung und die Übernahme aller Ausgebildeten nach der Lehre. Mehr Beschäftigte seien nicht nur für das Aufräumen der Folgen von Stürmen, Schädlingen und Trockenheit nötig, sondern auch für den Umbau der Wälder, die an die veränderten Klimabedingungen angepasst werden müssen.

Im Wald spiele sich seit Jahren ein "regelrechtes Drama" ab. "An den Bäumen zeigt sich schon jetzt, welche Folgen extreme Wetterereignisse und damit der Klimawandel haben", so der IG-BAU-Bezirksvorsitzende Arno Carstensen.

Allein in Schleswig-Holstein, dem waldärmsten unter den Flächenländern, hätten 2020 rund 118.000 Kubikmeter Schadholz aus den Wäldern geholt werden müssen. 68 Prozent der Schäden seien auf Nadelhölzer wie Fichten und Kiefern entfallen, die besonders anfällig für Hitze und Insektenbefall seien.

Mehr Dürre

Mit extremer Trockenheit hat derzeit auch Norditalien zu kämpfen. Seit dem Dezember hat es praktisch keinen Niederschlag in der Region gegeben, heißt es auf der Wissenschaftsplattform der EU. Nur 35 Prozent des Durchschnitts der Jahre 1991 bis 2020 seien gefallen.

Betroffen ist auch der Süden der Schweiz und die angrenzenden Regionen der Alpen. Derzeit liegt dort erheblich weniger Schnee als normal. Für die kommenden Monate bedeutet das weniger Schmelzwasser, was zusammen mit den Aussichten auf anhaltende Niederschlagsdefizite wenig Gutes für die Landwirtschaft verheißt.

Noch sei den Winterpflanzen wenig anzusehen, aber die Bodenfeuchtigkeit sei bereits viel zu niedrig und für die Aussaat werde unbedingt Regen benötigt. In ausgetrockneter Erde kann die Saat nämlich nicht aufgehen. Im Po-Delta sei zu befürchten, dass Meerwasser aufgrund des niedrigen Wasserstandes eindringen und Ackerböden versalzen könnte.

Auch zeichnet sich ab, dass erheblich weniger Wasser für die Bewässerung zur Verfügung stehen wird. Schon jetzt zeichnen sich Nutzungskonflikte ab. Die norditalienischen Stauseen befänden sich bereits auf dem niedrigsten Stand seit mindestens 1970, was unter anderem auch für die Stromproduktion ein Problem ist und die Strompreise zusätzlich in die Höhe treibt.