Die kontrollierte Abwicklung der Sowjetunion

Seite 4: "The Winner is … George Herbert Walker Bush!"

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Normalerweise ist der Vizepräsident eigentlich nur eine Ersatzreserve falls die Nummer Eins mal ausfallen sollte. Er stand laut Verfassung dem Senat vor und hatte ansonsten Schulen einzuweihen und seinem Chef nicht durch ein eigenes Profil Konkurrenz zu machen. Das war allerdings bei dem ungleichen Gespann Reagan - Bush ganz anders. Das lag schon daran, dass Bush im Gegensatz zu Reagan aus einer mächtigen Dynastie stammte.

Sein Großvater Samuel Bush war bereits sehr reich und organisierte im Ersten Weltkrieg die Rohstoffbeschaffung der Wilson-Regierung. Der Vater von George Bush, Prescott Bush, hatte in die noch reichere Familie Walker eingeheiratet. Schwiegervater Herbert Walker brachte Prescott in die Bank Brown Brothers Harriman ein, die pikante Geschäfte mit Nazideutschland abwickelte. In den 1950er Jahren betätigte sich Prescott Bush als Senator von Connecticut für die Republikaner. Aus tiefer Dankbarkeit für seinen Mentor gab Prescott seinem Sohn den Namen George Herbert Walker Bush.

George studierte wie seine Vorfahren an der extrem elitären Universität Yale und trat nach alter Väter Brauch ebenfalls in die noch elitärere studentische Burschenschaft Skull & Bones ein. Im Krieg diente er als Kampfflieger, um dann in Friedenszeiten nach Texas zu wechseln, um dort eine Firma für Ölbohr-Ausrüstungen aufzuziehen.

Mit Vierzig wechselte George in die Politik, und zwar zunächst seit 1967 als republikanischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Präsident Nixon wird sein Mentor und macht ihn 1971 zum Botschafter der USA bei der UNO, wo er vergeblich versucht, den Rauswurf von Taiwan aus der UNO zu verhindern. Weitere Stationen: Chef der Republikanischen Partei.

Während des Watergate-Skandals ist Bush weit weg vom Schuss als Leiter des Verbindungsbüros der USA in Peking. Es gab ja noch keine offizielle diplomatische Vertretung in Peking. Unter Präsident Ford ist er dann von 1976 bis 1977 Direktor der CIA. Als die Demokraten die Regierung stellen, überwintert Bush als Co-Direktor des uns schon gut bekannten Council on Foreign Relations.

In den Vorwahlen unterliegt Bush dem Favoriten Ronald Reagan. Dessen Wahlkampfleiter Casey sorgte dafür, dass Bush nun als Reagans Vizepräsidentschaftskandidat ins Rennen ging. Eine Maßnahme, die Casey wohl noch bereuen sollte. Bush war im Gegensatz zu Reagan selber ein Teil der mächtigen Unternehmerschaft der USA. Bush macht kurzerhand seine Geschäftspartner zu Ministern: vom größten Bauunternehmen des Landes Bechtel wechseln Caspar Weinberger als Verteidigungsminister und George M. Shultz als Außenminister in die Politik.

Aus dieser Perspektive werden so manche Vorgänge etwas verständlicher. Kaum nämlich ist die Reagan-Bush-Regierung im Amt, verunglückt der Präsident von Panama, Omar Torrijos, bei einem rätselhaften Flugzeugabsturz tödlich. Er war den Herrschaften aus den USA schon lange ein Dorn im Auge. Nicht nur, dass er eine sozial gerechte Politik und eine unabhängige Außenpolitik betrieb. Er hatte mit einem japanischen Konsortium den Bau eines ganz neuen Kanals, der Atlantik und Pazifischen Ozean verbinden sollte, ausgehandelt. Dabei sollten US-amerikanische Unternehmen wie Bechtel außen vor bleiben.

Sein Nachfolger wurde Manuel Noriega, ein Militär, der enge Kontakte zur CIA unterhielt und Geschäfte mit Drogen und Waffen betrieb. Das japanische Kanalprojekt ist vom Tisch. Jedoch argwöhnt die US-Regierung irgendwann, Noriega würde auch mit Kuba anbändeln. Am 20. Dezember 1989 marschieren US-Truppen in Panama ein und kassieren ihren Vasallen Noriega, und mit ihm verschwinden Dokumente über die mögliche Mitwirkung ausländischer Geheimdienste am Tod von Noriegas Vorgänger Torrijos.

In Ecuador war zwei Monate vor dem Absturz von Torrijos Präsident Jaime Roldos Aguilera ebenfalls auf seltsame Weise mit dem Flugzeug abgestürzt und dabei umgekommen. Aguilera hatte die Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden begrenzt und einen Mindestlohn eingeführt. Über die Verwendung des Erdöls aus Ecuador hatte Aguilera ganz eigene Vorstellungen, die US-amerikanischen Ölmagnaten nicht gefallen konnten.